In wohl kaum einem anderen Land sind Menschen des dritten Geschlechts derart sichtbar. Sie arbeiten in Friseur- und Massagesalons, fahren aufgestylt Bus und Bahn oder bedienen Touristen an der Rezeption. Es gibt Männer in Frauenkleidern. Andere Menschen, die sich schon Brüste haben machen lassen oder, wie der Klang ihrer Stimme verrät, Hormone nehmen. Und eine ganze Menge Männer, die kaum noch von biologischen Frauen zu unterscheiden sind.
Der Artikel versucht, der Situation in Thailand gerecht zu werden und weisst auf eine Website hin, die Thailand als jenes Land anpreist, wo diese Leute unbehelligt bleiben.Die Werbeoffensive der Regierung hat System: In Thailand haben sich inzwischen viele Firmen auf das Geschäft mit LGBTQ- Menschen spezialisiert: Kliniken für Geschlechtsumwandlungen sowie spezialisierte Clubs, Hotels und Dienstleister setzen mit Schwulen, Lesben, Bi- und Intersexuellen sowie transsexuellen OP-Touristen inzwischen Hunderte Millionen Bhat pro Jahr um. Pink money wird dieses Geschäftsfeld genannt, das stark vom Image eines toleranten Thailands profitiert. Und gerade die Ladyboys sind oft die Posterboys dieses lukrativen Tourismuszweigs.
Go Thai. Be free? Der Werbespruch des Tourismusministeriums zeigt laut Tanwarin Sukkhapisit nur einen Teil der Wahrheit. "Der andere Teil lautet: Be Thai. Not so free." Um genau das zu ändern, sitzt Tanwarin seit Anfang Mai in Thailands Parlament: als erste Abgeordnete aus dem Transgender-Kosmos und als eine von vier Parlamentariern aus der LGBTQ-Szene.
Meinen eigenen Beobachtungen zufolge in Familie und Bekanntschaft wird der Geschlechtswechsel nicht so ganz tolerant begegnet - ich bekomme auch ablehnung, distanzierung oder zumindest ein gewisses abschreiben dieser Leute zu spüren. Zumindest mit einem entschuldigenden Lächeln wird auf Ladyboys oder Tomboys hingewiesen. Allerdings bei den ganz jungen, jene zwischen 20 und 25, habe ich doch schon so eine Toleranz gespürt, wie sie die Go thai- be free- Website propagiert.
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 70740.htmlDoch ganz so paradiesisch, wie es scheint, leben Transsexuelle in Thailand nicht. Einheimische Transsexuelle bestätigen zwar, dass man ihnen im Alltag meist höflich begegnet. Doch sie klagen auch über Diskriminierung bei der Jobsuche, Auseinandersetzungen mit ihrer Familie und über Benachteiligungen durch rückwärtsgewandte Gesetze.
In der persönlichen Sphäre, der eigenen Familie, zeigen die sonst so höflichen Thai dann, wie sie wirklich über Transsexuelle denken. Laut einer Umfrage der Hongkong-Universität lehnen rund 60 Prozent der betroffenen Väter und gut ein Drittel der betroffenen Mütter den Wunsch ihrer Kinder nach einer Geschlechtsangleichung ab.