Zunahme von Antibiotikaresistenzen

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Michaleo
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Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#1

Beitrag von Michaleo »

Mir macht der freizügige Umgang mit Penicillin in Thailand schon lange Sorgen. Penicillin gibt es ja rezeptfrei in jedem Tante-Emma-Laden, gleich neben Muskelschmerzsalben und Tabletten gegen Blähungen. Die Thailändische Händler und Zulassungsbehörden scheinen sich diesbezüglich wenig sorgen zu machen.

Jetzt ist erstmals ein Fall von sog. Horrortripper entdeckt worden. Ein englischer Freier hat sich in Thailand mit einer Art von Tripper angesteckt, der antibiotikaresistent ist. Er ist unterdessen nach England zurückgekehrt und wird dort behandelt. Um ihn mache ich mir weniger Sorgen als um die Krankheitsstämme, die hier in Thailand herumschwirren. Tripper mag ja auf jene Leute beschränkt bleiben, die ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, aber bei der grossen Menge von sexuell aktiven Thailänder, die oft wechselnde Partnerschaften pflegen, könnte die Zunahme von resistente Krankheiten allgemein plötzlich zunehmen. Und dann betrifft es nicht mehr „nur“ die sexuell unachtsamen, hyperaktiven Menschen, sondern auch Leute, die an einer Lungenentzündung erkranken, eine Infektion am Fussnagelbett erleiden oder sonst eine Bagatellerkrankung haben. Und das könnten auch unsere Kinder sein.

Aus: „Gesundheitsstadt Berlin“
Mit der Einführung von Penicillin 1943 stand erstmals eine Behandlung für die Gonorrhoe umgangssprachlich „Tripper“ zur Verfügung. Seither wurden Millionen Menschen mit der infektiösen Geschlechtskrankheit erfolgreich behandelt. Doch nun wird die segensreiche Erfindung allmählich wirkungslos.

England meldet gerade einen Fall von antibiotikaresistentem Tripper. Medienberichten zufolge greift bei dem Mann kein Antibiotikum mehr, auch nicht Azithromycin und Ceftriaxon. Die Kombinationstherapie wurde eingeführt, um die Entwicklung von Resistenzen der Gonokokken gegen die Medikamente zu verhindern. Finden die Ärzte kein Antibiotikum für den englischen Patienten, könnten die Bakterien auch andere Organe befallen und schlimmstenfalls zum Tode führen. Der heterosexuelle Mann soll sich in Südostasien beim Geschlechtsverkehr mit den Gonokokken angesteckt haben.

Zunahme von Antibiotikaresistenzen in Studie bestätigt

Nach Auskunft der britischen Behörden wurde bislang weltweit kein vergleichbarer Fall gemeldet. Allerdings könnte die Dunkelziffer hoch sein. Denn Wissenschaftler beobachten schon seit längerem eine Zunahme von Tripper-Stämmen, die auf Antibiotika nicht mehr ansprechen.

Eine Studie bestätigte bereits 2016 diese Befürchtung: Die Untersuchung von über 5.000 Gonorrhoe-Isolaten ergab, dass bereits viele Bakterienstämme Resistenzen gegen unterschiedliche Antibiotika aufwiesen: 25,3 Prozent der Stämme waren resistent gegen Tetrazyklin, 19.2 Prozent gegen Ciprofloxacin, und 16,2 Prozent der untersuchten Isolate wiesen eine Resistenz gegen Penicillin auf. Da diese Resistenzen zum großen Teil bekannt sind, wird die Gonorrhoe zurzeit leitliniengerecht mit einer Kombination aus zwei Antibiotika behandelt: Azithromycin und Ceftriaxon oder Cefixim.
Freundliche Grüsse L-)
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mungg
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#2

Beitrag von mungg »

Ich finde es auch erstaunlich, wie leicht man in Thailand an verschiedenste Antibiotika, nicht nur Penicillin, kommt. Nebst diesem Wildwuchs dürften auch Antibiotika in der Tiermast eine Rolle spielen.

Die "Beratungen" in der Apotheke sind nach meiner Erfahrung bedenklich. Mit einem Rezept für Clindamycin-Antibiotika wollte der Herr mir erst Fluimucil (schleimlösendes Medi) in die Hand drücken. Ich den Kopf geschüttelt. Dann wollte er mir Ciprofloxacin (Antibiotika) andrehen. Ich wieder abgewehrt. Erst das dritte Präparat war das Richtige. Die Apotheke wurde mir vom Arzt hinsichtlich echter Medis ausdrücklich empfohlen. Wer sich selbst nicht zutraut, Medis als richtig oder falsch einzustufen, sollte unbedingt seine Medis mitnehmen oder sich in der Arztpraxis abgeben lassen. Wenn nicht vorrätig, das Medi aus der Apotheke vom Arzt kontrollieren lassen. Mit falschen AB zu kurz oder niedrig dosiert, kann man auch Resistenzen ranzüchten.
Man kann es nicht allen recht machen. Drum mach ich es wenigstens mir recht.
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tom
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#3

Beitrag von tom »

Michaleo hat geschrieben:Tripper mag ja auf jene Leute beschränkt bleiben, die ungeschützten Geschlechtsverkehr haben
Dies ist nur bedingt richtig, Michu. Ich denke gerade weil viele Menschen das Gefühl haben es sei so, verbreitet sich die Krankheit auch immer weiter. Es stimmt dass geschützter GV mithilft, dass das Risiko sich anzustecken minimiert wird. Aber korrekt ist, dass sich Tripper über die Schleimhäute verbreitet. Die Bakterien verbreiten sich beispielsweise bei Oralverkehr, hier kann man sich allenfalls sicher auch etwas schützen. Sie verbreiten sich aber auch über andere Wege, z.B. über die Augen... sprich: man berührt eine infizierte Person an den Genitalien und berührt daraufhin auf irgendeine Art und Weise die eigenen Augen...

Gruss Tom
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Adi
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#4

Beitrag von Adi »

Ein grosses Problem sehe ich darin, dass Antobotikaresistenz und der korrekte Umgang ein eher unbekanntes Thema bei vielen Thais ist....

Eines Tages hat meine Frau von einer Bekannten eine Packung Tabletten erhalten, sie solle diese nehmen... Beim Nachfragen habe die Bekannte mitgeteilt, sie nehme einmal pro Jahr eine solche Packung um das Blut zu reinigen um damit gesünder zu sein.... Kurz nach dem Namen gegoogelt war es ein Breitbandantibiotika das wirklich nur bei einem bakteriellen Infekt eingesetzt werden sollte. Diese Packung wurde dann nicht eingenommen...
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Bliemli
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#5

Beitrag von Bliemli »

Bei meinem letzen Aufenthalt in Thailand ging ich wegen Halsschmerzen, zusammen mit meiner Frau, in eine Apotheke. Der gute Mann hat uns dann eine 10er Packung Antibiotika, ohne Schachtel, geben wollen und meinte ich solle 3 pro Tag nehmen. Auf meine Frage "wie lange ich diese nehmen solle" meinte er "sobald ich keine Schmerzen mehr hätte könne ich damit aufhören". Dank Google habe ich ihm die Dinger mit einem freundlichen Dankeschön wieder zurückgegeben. Bei Antibiotika muss, meines Wissens, immer die ganze Packungseinheit genommen werden, wegen den Resistenzen.
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tom
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#6

Beitrag von tom »

Vorallem hätte Deine 10er-Packung ja nur gut 3 Tage ausgereicht bei der Dosis welche er empfohlen hatte... Viel zu wenig. Ich denke bei Antibiotika muss man das Zeugs dann mindestens 1 Woche zu sich nehmen, damit es überhaupt Sinn macht...

Gruss Tom
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mungg
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#7

Beitrag von mungg »

Wie lange AB genommen werden sollten oder eben nicht, sollte immer ein Arzt individuell nach Krankheitsbild entscheiden. Sowohl zu lange als auch zu kurze Therapien können Resistenzen fördern.
https://www.presseportal.de/pm/52678/3902706

Es gibt durchaus AB, die nur drei Tage genommen werden müssen. Azithromycin z.B. reichert sich im Gewebe an und wirkt noch 72 Std. nach. Man sollte wirklich nicht selber Therapien festlegen oder mutmassen, wenn man keine Ahnung davon hat.
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ZH-thai-fun
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#8

Beitrag von ZH-thai-fun »

mungg hat geschrieben:Man sollte wirklich nicht selber Therapien festlegen oder mutmassen, wenn man keine Ahnung davon hat.
Richtig. Viel Farang in TH schneiden sich selbst ins Fleisch, wie man so schön sagt. Beispiel:
Im Jomtien gab es in Sichtweite der Police Box im Rank ein kleine Apotheke. Viel wissen noch um den Golden Retriever mit seinem Thai-Apotheker um die 35. Er ging morgens vor der Arbeit, mittags in der Pause und abends nach Ladenschluss vor 1std Heimfahrt immer mit seinem Hund an der Dongtan Beach spazieren und so lernte ich ihn persönlich kennen.

Der sagte mir mal, wie mühsam es mit Farang und Ausländern in seiner Apotheke sei. Weil die sehr oft kommen, Fragen, dann alles hinterfragen, schon alles wissen, oder aus ihrer Heimat besser wissen. Er meinte, wahrscheinlich hätten mehr von denen falsche Medikamente, weil sie es besser wissen wollten, als dass er ihnen Falsches gegeben habe, hätte. Es wäre für ihn als gelernten Apotheker anfänglich frustrierend gewesen, bis er sich dachte, ist doch deren ihre Problem und Kohle.

Ich meinte zu ihm, er sollte sich einen weißen Arzt-Mantel oder Laborkittel anziehen, das wären sich Farang von "Göttern in weiß" gewohnt. Er wollte aber so-was nicht. Ich hörte heraus das er ja nicht Doktor sei, oder so. ... :ymblushing:
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.

Fredfeuerstein
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#9

Beitrag von Fredfeuerstein »

Das kenne ich eher umgekehrt, nämlich so, dass Leute anstatt Pharmaceutika auch Schuhe oder Schrauben verkaufen könnten und völlig sorglos alle möglichen Pillen verkaufen, ohne zu wissen, was sie da eigentlich machen.
Allerdings kenne ich auch eine Apotheke, wo die Betreiberin wirklich Pharamaceutin ist, sie weist auch die notwendige Sorgfalt auf und fragt nach, aber ich glaube, dass in der Regel höchstens Angelernte hinter der Theke stehen.
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ZH-thai-fun
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Re: Zunahme von Antibiotikaresistenzen

#10

Beitrag von ZH-thai-fun »

Fredfeuerstein hat geschrieben:... auch Schuhe oder Schrauben verkaufen könnten.
Oder Kugellager-Kügelchen!? Als ich das erste mal in Thailand war, hatte ich im n/irgendwo Südthailands plötzlich einen meiner fast wöchentlichen Migräne Anfälle. Und o schreck meine damaligen "Treupel" irgendwo liegen lassen. Als ich vor schmerzen Tränen hatte und mein Leid dem Minibusfahrer klagte, hielt der in irgend einem Dorf an und kam mit mir in einen "Schuppen" wo mir ein Alte Frau, nach einem Palaver des Fahrers, mir eine Handvoll kleine etwa 3mm grosse silberne Kügelchen gab. Sie streckte 5Finger hoch, soviel solle ich gleich mit etwas Wasser nehmen. Was ich zweifelnd nur der Situation wegen tat.

5-10min später sah man im Bus einen strahlenden Max. Noch selten bracht ich meine Migräne so schnell weg.

Ich hab später öfters nach diesen "Kügelchen" gefragt, aber nie-mehr gefunden. Vielleicht weiß einer von Euch was das war...?

Dann zurück zu den "Antibiotikaresistenzen" ... L-)
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