Werner hat geschrieben: ↑Mi 17. Jan 2024, 20:31
Wie lange hatte es gedauert bis man in Deutschland den Kraftstoff nicht mehr in 1 Ltr Flaschen in der Apotheke kaufen musste?
Naja, so lange war das nun nicht, und es mußte auch nicht in der Apotheke in 1-liter-Flaschen gekauft werden. Tatsächlich ging die Entwicklung den technischen Möglichkeiten nach recht schnell und daurte so etwa 20 bis 25 Jahre.
Mit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts trat das Automobil seinen Siegeszug an und dem Automobilisten stellte sich doch recht schnell die Frage, woher er denn nun seinen Kraftstoff bekäme. Man wollte die neu gewonnene, moderne Mobilität schließlich genießen und nicht in der Reichweite eingeschränkt sein.
Ein Tankstellennetz existierte natürlich noch nicht. Dieses Versorgungsproblem wurde zunächst meist von Drogerien und Kolonialwarenhändlern gelöst, die Benzin aus Fässern in Benzinkannen an den Endverbraucher verkauften. Da vor der Auto-Ära Lampen- und Schmieröle die wichtigsten Mineralöl-Erzeugnisse waren, hatten die lokalen Händler häufig bereits Kontakt zu den Herstellern und nahmen Automobil-Kraftstoffe nun natürlich gern in ihr Verkaufsprogramm auf.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs tauchten immer mehr Zapfanlagen vor Läden, Drogerien, Werkstätten und Gasthäusern auf, meist direkt am Straßenrand auf dem Bürgersteig montiert. Die Idee, Benzin mittels einer Handpumpe aus einem Vorratstank direkt in den Tank des Fahrzeugs zu fördern, wird dem Amerikaner Sylvanus F. Bowser zugeschrieben.
Die deutsche Mineralölindustrie errichtete 1922 die ersten Tankhäuschen unter dem neuen Namen "Tankstelle". 1926 verschwanden diese eher exotischen Tankkioske wieder. 1923/1924 folgte die DAPG mit einer ersten Bürgersteig-Tankstelle vor der Drogerie R.Zippan in der Hamburger Wagnerstrasse, im selben Jahr begann auch B.V. ARAL mit dem Aufbau eines Tankstellennetzes.
1927 entstand in Hamburg (die erste große markengebundene Tankstelle. Sie verfügte über die wichtigsten Merkmale, die auch heute noch gelten: Trennung vom Verkehr durch Zu- bzw. Abfahrt, ein kleines Gebäude für Tankwart und Kundschaft, eine Tankinsel mit Zapfsäulen, ein auf Stützpfeilern montiertes Dach zum Schutz vor dem Wetter und eine auffällige, beleuchtete Werbung.
Interessant dürfte noch die Entwicklung der Anzahl von Tankstellen sein. In den 1970er Jahren gab es in Deutschland rund 46.000 Tankstellen, 2022 gab es noch 14.453 davon. Und das, obwohl die Anzahl der Kfz sich doch stark erhöhte. Gab es 1970 in D 13.941.079 zugelassene Kfz, waren es 2020 bereits 47.715.977.