Lebensversicherungen

Papierkram, Visum, Gesetze, Steuern, Finanzen etc.
Benutzeravatar

Themen Starter
thedi
Beiträge: 4978
Registriert: Do 3. Okt 2013, 09:55
Wohnort: Bankok, Manchakiri bei Khon Kaen

Lebensversicherungen

#1

Beitrag von thedi »

In Thailand werden viele Lebensversicherungen verkauft - oft auch etwas aufdringlich. Die Verkäufer bekommen für jeden Abschluss eine Provision. Von dieser Seite ist die Motivation klar. Aber warum schliessen Kunden eine Lebensversicherung ab?

Für Thais scheint die Gewissheit wichtig zu sein, dass bei ihrem Ableben das nötige Geld für ein würdiges tam buun vorhanden sein wird.

Für Farangs mag es beruhigend sein, wenn er weiss dass im Falle seines Ablebens seine Frau und Kinder noch etwas Cash bekommen. Weit reicht das aber in der Regel dann doch nicht, denn Thai Policen haben typischerweise kleine Versicherungssummen. Klein mindestens wenn man das in Relation zu einer Absicherung für die Zukunft von Frau und Kind stellt. Mit 100'000 Baht kann man keine Zukunft absichern.

Gänzlich unerklärlich ist für mich dann allerdings, wenn mir Versicherungsagenten immer wieder eine Lebensversicherung für unsere 19-jährige Tochter aufschwatzen wollen. Nach dem Motto: "nur ein paar Baht Prämie - so viel sollte Dir Deine Tochter doch Wert sein".


OK: ich gebe gerne zu: ich bin kein Befürworter von Lebensversicherungen. Wenn jemand aber ein gutes Argument dafür hat, wäre ich ganz Ohr.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

schiene

Re: Lebensversicherungen

#2

Beitrag von schiene »

Ich kenne mich nicht mit Versicherungen in Thailand aus aber in Deutschland gibt es Lebensversicherungen welche nach festgelegten Jahren ausgezahlt werden
(auch wenn man noch lebt).Somit wäre es ein besser verzinstes Sparbuch.
Benutzeravatar

Michaleo
Administrator
Beiträge: 24879
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:49
Wohnort: Bern und Udon Thani

Re: Lebensversicherungen

#3

Beitrag von Michaleo »

schiene hat geschrieben:Somit wäre es ein besser verzinstes Sparbuch.
Ob es wirklich besser verzinst ist, muss man ernsthaft prüfen.
Die meisten unabhängigen Anlageberater raten von ein kombiniertes Spar- und Versicherungsprogramm ab.

Mal, weil man sich auf Jahren auf eine feste Einlage festlegt und nicht mehr flexibel auf veränderte Lebenssituationen eingehen kann.
Zweitens, weil die Hinterbliebenen - zumindest in der Schweiz - über die Sozialversicherungen und deren Ergänzungsleistungen gut abgedeckt sind.
Drittens: mir würde es Unbehagen bereiten, wenn mein Tod für irgendjemand finanziell interessanter ist als mein Leben.

Vereinzelt und begrenzt sehe ich aber den Sinn einer Lebensversicherung schon ein, z.B. bei einem nicht- erbberechtigten Kind oder Partner im Ausland.
Freundliche Grüsse L-)
Benutzeravatar

Adi
Beiträge: 4211
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 18:58
Wohnort: Nordosten von Bern

Re: Lebensversicherungen

#4

Beitrag von Adi »

thedi hat geschrieben:Wenn jemand aber ein gutes Argument dafür hat, wäre ich ganz Ohr.
Je nach Umständen kann dies in Thailand auch Sinn machen. Wenn der Sparanteil relativ hoch ist gibt es einen besseren Zins als auf einem Sparheft, ist aber für eine längere Zeit gebunden. Sinn macht es vor allem wenn man in Thailand einkommenssteuerpflichtig ist, da solche Spareinlagen vom Einkommen abgezogen werden kann.

Ähnlich wie in der Schweiz, macht Sparen mit 3a praktisch nur aus steuerlicher Sicht einen Sinn.
Benutzeravatar

Westfale
Beiträge: 2326
Registriert: Do 3. Okt 2013, 16:33
Wohnort: In der Nähe von Dortmund
Kontaktdaten:

Re: Lebensversicherungen

#5

Beitrag von Westfale »

Ich bin zwar in der D Versicherungswelt zu Hause, aber allgemein in Kurzform einige Basics.

Formen von Versicherungen gibt es viele. Zu unterscheiden sind Kapitalbildende, also Sparverträge, die zu einer Guthabenauszahlung an den Versicherungsnehmer führen, also ein Sparplan an dem in irgendeiner Form eine Risikoversicherung gekoppelt ist. In D sind das heute mehr oder weniger Auslaufmodelle.

Ich gehe davon aus, dass es bei Thedi um eine reine Risikoversicherung geht. Also eine Wette mit der Versicherung. Im Todesfall der versicherten Person erhalten die Begünstigten die vereinbarte Summe.

Für diese Versicherung gibt es verschiedene gute Gründe, aber die hängen von der Lebenssituation ab. Für ein junge Familie, die gebaut hat und nur ein Einkommen hat, ist das sicher ein Muss.
Für eine Neunzehnjährige, die niemanden abzusichern hat ist das Luxus, ihren Todesfall abzusichern.
Für einen Expat in TH ist es vielleicht zu überlegen sein Todesfallrisiko für die nächste Generation zu minimieren. Z.B. wenn ein Kind noch im Schulpflichtigen Alter ist, bzw. seinen Lebensunterhaltung noch nicht selbst regenerieren kann. Auch um die Frau abzusichern macht es Sinn, wenn sonst nicht ausreichendes Vermögen da ist. Eine Witwen oder Waisenrente reicht meistens nicht, um den vorherigen Lebensstandard aufrecht zu halten.

Dabei zu bedenken ist natürlich, dass außer bei einer Sterbegeldversicherung, keine unendlich lange Laufzeit möglich ist. Für jemanden, der das 60. Lebensjahr überschritten hat, werden die Prämien meistens unverhältnismäßig teuer. Eigentlich sollte da die Absicherung durch andere Vermögenswerte gewährleistet sein.
Wer von meinen Beiträgen noch nicht genug hat, findet mehr von mir auf meiner Homepage
https://www.pjotrx.de/
… und meine Bücher sind bei Amazon erhältlich
https://www.amazon.de/Pjotr-X/e/B06XSLX ... t_ebooks_1
Benutzeravatar

Themen Starter
thedi
Beiträge: 4978
Registriert: Do 3. Okt 2013, 09:55
Wohnort: Bankok, Manchakiri bei Khon Kaen

Re: Lebensversicherungen

#6

Beitrag von thedi »

Ich habe zwei Renten: eine AHV und eine Pensionskasse. Im Falle meines Todes bekäme meine Frau eine Witwenrente und unserer Tochter bis zum Abschluss ihrer Ausbildung eine Waisenrente. Mein Frau könnte von den Witwenrenten (ca 2000 CHF/Monat) leben. Die Waisenrente (ca 400 CHF/Monat) für unsere Tochter würde nicht reichen um ihr Studium an der Rangsit Uni abzuschliessen. Aber dafür habe ich ja auch noch etwas Geld, das vererbt würde.

Ich bin ganz der Meinung, dass man etwas Geld auf der Seite haben sollte. Aber nicht gebunden in einer Lebensversicherung.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
Benutzeravatar

tom
Administrator
Beiträge: 25915
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:31
Wohnort: Bern

Re: Lebensversicherungen

#7

Beitrag von tom »

Thedi hat geschrieben:Ich habe zwei Renten: eine AHV und eine Pensionskasse.
Dies ist das sehr grosse Privileg welches wir Schweizer im Vergleich zu vielen anderen Nationalitäten im Alter haben. Ein Hoch allen welche irgendwann mal dazu beigetragen haben dass wir diese Systeme eingeführt haben und denen welche sich dafür einsetzen, dass sie noch lange in dieser Art und Weise weitergeführt werden und uns ein gutes Leben im Alter ermöglichen.

Doch wie sieht es bei unseren Member aus anderen Ländern aus? Ich nehme an das Thema Lebensversicherungen nimmt dort ganz eine andere Bedeutung wahr, oder?

Gruss Tom
Benutzeravatar

drfred
Administrator
Beiträge: 4477
Registriert: Fr 4. Okt 2013, 15:59

Re: Lebensversicherungen

#8

Beitrag von drfred »

gem. meiner frau soll die lebensversicherung meiner schwiegermutter primär dazu dienen, eine angemessene beerdigung ausrichten zu können, ohne dass sich die familie hierfür bis über beide ohren verschulden muss.
Benutzeravatar

tom
Administrator
Beiträge: 25915
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:31
Wohnort: Bern

Re: Lebensversicherungen

#9

Beitrag von tom »

Könnte das was Du beschreibst, drfred, eventuell das sein was ich in diesem Thread hier

http://www.isaan-thai.ch/viewtopic.php?f=13&t=24

beim zweiten Foto im ersten Posting beschrieben habe? Handelte es sich bei dem Betrag welcher ausbezahlt wurde somit um etwas wie eine Lebensversicherung?

Gruss Tom
Benutzeravatar

Westfale
Beiträge: 2326
Registriert: Do 3. Okt 2013, 16:33
Wohnort: In der Nähe von Dortmund
Kontaktdaten:

Re: Lebensversicherungen

#10

Beitrag von Westfale »

tom hat geschrieben:Doch wie sieht es bei unseren Member aus anderen Ländern aus? Ich nehme an das Thema Lebensversicherungen nimmt dort ganz eine andere Bedeutung wahr, oder?
In D gibt es den Slogan, wer sich auf die gesetzliche Rente verlässt, ist verlassen.

Fakt ist, das letztendlich aufgrund der demografischen Entwicklung das deutsche Rentensystem vor extremen Herausforderungen steht.
Bereits seit Jahren schenken selbst Politiker reinen Wein ein, und propagieren die Notwendigkeit einer eigenen privaten zusätzlichen Altersvorsorge. Dazu sind mehrere staatlich geförderte Modelllösungen entstanden, wie Riester- und Rüruprente, aber auch betriebliche Vorsorgemodelle.

Unumstritten ist die Notwendigkeit zusätzlich eigenes Vermögen ansammeln zu müssen. Dazu gehören natürlich auch Immobilien, aber diese sind nicht unmittelbar liquidierbar, weshalb eine Versorgung mit schnell liquidierbaren Kapitalwerten vorrangiges Ziel sein sollte, zumindest aber Parallelziel.

Dazu ist eine Kapitalbildende Versicherung eine Möglichkeit, aber nicht die einzige. Grundweisheit ist den Vermögensaufbau auf mehrere Sparverträge zu verteilen, also nicht allein auf eine Versicherung. Die klassische Kapitalbildende Lebensversicherung in D ist in den letzen Jahren mehr und mehr unattraktiv geworden. Die steuerliche Privilegierung ist stark reduziert und der garantierte Mindestzins wird permanent gesenkt. Dazu kommt der Nachteil der starken Kapitalbindung, das Rückkaufswertproblem, dass man bei einer frühen Kündigung nur einen Bruchteil des eingezahlten Geldes zurück erhält. Zeitgemäßer sind gemanagte Fondspolicen oder Britische Versicherungen oder gleich alternative Anlageformen. Ideal ist in der Regel ein Mix verschiedener Formen, bei dem durchaus die staatlichen Modelle wie Riester und Rürup zum Einsatz kommen können, oder auch beim Selbständigen aus steuerlicher Sicht die klassische Versicherung Berechtigung hat.

Daneben gibt es die reine Risikoversicherung, die in vielen Lebenssituationen sinnvoll ist. Der Normfall ist die Absicherung der Familie in jungen Jahren, solange kein anderes Vermögen verfügbar ist. Mit steigenden vorhandenen Kapitalwerten sinkt die Notwendigkeit einer Risikoversicherung und wird aufgrund der Beitragsberechnung anhand von Sterbetabellen irgendwann unrentabel.

Letztendlich ist jede Anlageentscheidung von der individuellen Situation abhängig und oft auch vom persönlichen Empfinden hinsichtlich der Präferenzen bezüglich Renditeerwartung-Sicherheit-Verfügbarkeit abhängig, also ein wenig auch Geschmackssache.



Für TH gilt dies natürlich genauso. In Thedis Lebenssituation erscheint eine zusätzliche Versicherung eher weniger notwendig. Für einen Expat, der keine Rente zu erwarten hat und relativ wenig Vermögen hat, z.B. weil er in TH selbständig gearbeitet hat oder auch in DACH nur geringen Rentenanspruch erworben hat (z.B. ebenfalls als Selbständiger), sieht das ganz anders aus. Hier muss entschieden werden, ob u.U. die Ehefrau durch die Familie ausreichend versorgt wird und das Kind alleine seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Allein eine reine Risikoversicherung kann da goldwert sein.

Auch ist die zukünftige Bedeutung der Versicherung in TH meiner Ansicht nach nicht zu unterschätzen. Da der soziale Wandel vermutlich immer mehr die Alterssicherungsfunktion der Familie neutralisieren wird und der Ausbau einer gesetzlichen Rentenversicherung den unzureichend entgegen wirken wird, wird dort die Bedeutung einer eigenen Vorsorge steigen. Wie auch immer das in die TH-Mentalität passt. Große Europäische Versicherungen haben dies längst erkannt und versuchen sich die größten Happen am Markt zu sichern.

@drfred ... Dazu gibt es die in vielen Ländern, u.a. auch in den USA verbreitete Sterbegeldversicherung, die eigentlich nur für die Kosten einer Beerdigung gedacht ist, die in TH ebenfalls gut verkäuflich sein wird. Im Grunde ist das eine Risikoversicherung mit geringer Versicherungssumme, die Lebenslang läuft, aber mit dem Risiko für den Versicherten weniger zu bekommen als er eingezahlt hat, bzw. beim Abschluss im Alter mit relativ hohen Beiträgen belastet zu sein.
Wer von meinen Beiträgen noch nicht genug hat, findet mehr von mir auf meiner Homepage
https://www.pjotrx.de/
… und meine Bücher sind bei Amazon erhältlich
https://www.amazon.de/Pjotr-X/e/B06XSLX ... t_ebooks_1
Antworten

Zurück zu „Bürokratie Thailand“ | Ungelesene Beiträge