Brexit

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Colothani
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Re: Brexit = Chaos

#111

Beitrag von Colothani »

Chaos ist vorprogrammiert, nämlich durch die EU selbst:

Nach EU-Vertrag muss England erst nach Art, 50 den Antrag auf Ausscheiden stellen. Vielleicht tut dies Cameron noch, auch wenn die Mehrheiten im Unter- und Oberhaus derzeit dagegen sind, was also für ihn nicht ganz einfach sein dürfte.
Dann erfolgen Ausscheidungs-Vertragsverhandlungen
Der Ausscheidungsvertrag muss sodann von mindestens 20 der 27 EU-Länder mit mindestens 65% der Bevölkerung gutgeheißen werden. Ob die dann in jedem Fall Ja-sagen?

Auf dieser BBC-Seite sind unten die Bedingungen aufgeführt.

Bild

...und weil es zu mir passt ;)
Es ist also ziemlich müßig, den USA und anderen Alliierten sowie den betroffenen Deutschen Vorwürfe zu machen. Etwas Selbstverständliches hebelt man dadurch nicht aus. Man kann es in seiner Wirkung entschärfen, wenn man offen darüber spricht und damit der deutschen Öffentlichkeit hilft, die verschiedenen Äußerungen und Schachzüge der deutschen Führungspersonen besser und sachgerechter einordnen zu können. Deshalb schreibe ich über die Indizien:
Die Indizien dafür, dass Angela Merkel eine geführte Führungsperson ist, häufen sich
---
Die Welt ist ein Geschäft:
Der Brexit hat auch seine guten Seiten. Er hat das mediale Kriegsgeheul mit Russland vermindert, denn die EU-Staaten sind aktuell derart verunsichert, dass sie sich auf weitere Experimente, wie die NATO sie konsequent vorantreibt, nicht einlassen werden.
Bulgarien und Rumänien haben einer NATO-Flotte im Schwarzen Meer aufzubauen, eine Abfuhr erteilt.
Die Türkei sucht auch wieder den Schulterschluss mit Russland.
Der Syrienkonflikt erzeugt auch langsam Hoffnung auf eine "Lösung" gegen Daesh/Isis. http://katehon.com/article/russia-turke ... dish-issue

ich rechne noch mit mindestens 4 Jahren an regionalen & globalen Verwerfungen bis ein neues Fundament aufgebaut werden kann dass wieder mit friedlichen Absichten verbunden ist.
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thedi
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Re: Brexit

#112

Beitrag von thedi »

Zuckerbrot oder Peitsche?

Die EU hat nun die Wahl:

sie kann England freundlich entlassen, freundlich winkend Kusshändchen hinten nach schicken und dazu ein Liebeslied wie "Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus..." singen.

oder

den Briten den Ausstieg so schmerzhaft wie möglich machen.


Damit wird sich die EU in erster Linie selbst positionieren. Im ersten Fall würde sie als freundlich, freiwillig und gutmütig daher kommen. Im zweiten Fall als rachsüchtig, besitzergreifend und zwangshaft.

Mit Zuckerbrot erwirbt man sich Sympathien, mit der Peitsche kann man Angst erzeugen. Sympatien werden zu Kooperation führen - Angst zu ducken, aber auch zu passivem Widerstand. Dies nicht nur für die Briten, sondern für all die Millionen von Menschen, die in Europa leben.

Kurzfristig könnte die Peitsche erfolgreicher sein - damit könnten andere Länder - bzw. deren Bevölkerung - bei der Stange gehalten werden. Nach dem Motto: Widerstand ist zwecklos. Aber damit wird das Bild, dass sich die Leute von der EU machen nicht positiv entwickeln - ganz im Gegenteil. Langfristig wäre die grössere Gefahr für die Existenz der EU die, dass die eigene Bevölkerung die EU als knechtend wahr nimmt und nicht mehr mag. Langfristig wäre daher nun Zuckerbrot die bessere Strategie.

Natürlich können nun nur Politiker handeln - entweder mit Zuckerbrot oder mit Peitsche. Aber dabei werden diese Politiker auch versuchen die Stimmung im Volk zu erspühren und umzusetzen. Jeder einzelne trägt zu dieser Stimmung bei. Wer sich jetzt eher dafür ausspricht, dass den Briten nun die Rechnung präsentiert werden soll, der ist im Peitschenschwingerlager. Das sind erschreckend viele. Und das sind die waren Gegner der EU.


Just my 2 Cents

Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Udo Nthani
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Re: Brexit

#113

Beitrag von Udo Nthani »

einmal mehr ein :ymapplause: für Thedi.

Schade das Du Deinen Frieden im Isaan gefunden hast. Als Berater für Herrn Jean-Claude Juncker in Brüssel wärst Du Gold wert, aber ob er auf Dich hören würde ist eine andere Frage.

Mit seinem Statement über den Handelsvertrag mit Kanada zeigt er auf wie es nach seiner Meinung in der EU abzulaufen hat :-ss

http://www.spiegel.de/politik/ausland/j ... 00444.html

Gruss Jan
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tom
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Re: Brexit

#114

Beitrag von tom »

Thedi hat geschrieben:Wer sich jetzt eher dafür ausspricht, dass den Briten nun die Rechnung präsentiert werden soll, der ist im Peitschenschwingerlager. Das sind erschreckend viele. Und das sind die waren Gegner der EU.
Ich denke so einfach ist das nicht. Bei jedem aussergewöhnlichen Entgegenkommen der EU gegenüber den Briten muss sie abwägen, welche Auswirkungen dies einerseits auf andere Drittstaaten haben könnte und sie muss aufpassen, dass innerhalb der EU danach nicht die grosse Rosinenpickerei ausbricht, welche schlussendlich auch wieder zum Scheitern der EU führen wird. Unter der aktuellen Konstellation der EU sehe ich keine grosse andere Möglichkeit als gegenüber den Briten hart zu bleiben.

Man muss allerdings versuchen die EU mittelfristig zu modernisieren. Möglichkeiten oder Vorschläge wurden in diesem Thread genannt. Ein sehr typisches Beispiel ist das Beharren auf der Personenfreizügigkeit innerhalb der EU-Staaten. So wie die EU heute aufgestellt ist, muss sie darauf beharren. Etwas anderes bleibt ihr nicht übrig. Aber im Hintergrund müsste man Reformen ausarbeiten, welche diese Starrheit im Gebilde der EU aufweicht. Denn die Aengste der Bevölkerung sind da. Und sie sind stark vorhanden. Also müsste man auch im Sinne der EU Möglichkeiten finden dass die Länder bei der Personenfreizügigkeit und Zuwanderung mehr selbst bestimmen können.

Aber so wie es eben jetzt ist... muss man gegenüber den Briten aufgrund der allfälligen Auswirkungen einfach hart bleiben.

Gruss Tom
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Samuel
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Re: Brexit

#115

Beitrag von Samuel »

tom hat geschrieben:....Also müsste man auch im Sinne der EU Möglichkeiten finden dass die Länder bei der Personenfreizügigkeit und Zuwanderung mehr selbst bestimmen können.
Das würde ja bedeuten, dass Kapital, Waren und Dienstleistungen weiterhin frei zirkulieren dürfen .... nur die Menschen nicht.
Stell Dir mal vor, was für ein Zeichen damit gesetzt würde.
No way!
Dann kann man die EU gleich eindampfen.
:-?
Gruss
Sam UTH
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manni
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Re: Brexit

#116

Beitrag von manni »

Udo Nthani hat geschrieben:
Mit seinem Statement über den Handelsvertrag mit Kanada zeigt er auf wie es nach seiner Meinung in der EU abzulaufen hat :-ss

http://www.spiegel.de/politik/ausland/j ... 00444.html

Gruss Jan
Das ist doch der Punkt. Die Länderparlamente werden entmachtet, das Handelsabkommen wird einfach durchgesetzt weil der Jean Claude Juncker das so will.
Wenn die anderen Parlamente das zulassen, dann wird die ganze EU scheitern.

Noch eins, freundlich bleiben geht ja auch nicht.
Denn alle die Zuzahlen sagen dann auch berechtigter Weise, wofür Geld bezahlen, wenn es auch so geht.
Aber drängen auf den Brexit sollte auch keiner.
In England sind im Moment alle ratlos, aber wenn sie in Vorverhandlungen Merken, die Privilegien bleiben erhalten,
dann fällt es ihnen leichter auszutreten. Also so einfach sollten wir es den Briten nicht machen.

Gruß Manni
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ZH-thai-fun
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Re: Brexit

#117

Beitrag von ZH-thai-fun »

Camerons Nachfolge:
Brexit-Turbo Johnson lässt die Briten sitzen. Der oberste Brexit-Befürworter Boris Johnson kandidiert nicht als Premierminister Grossbritanniens.

Ich selber lege das als Rechts-Syndrom aus. Immer groß nach rechts Proleten aber wenn's ernst wird durchs Kellerfenster Trompeten.

Das macht Platz für eine neue "Eiserne Lady. Einer britische Innenministerin "Theresa May"!?
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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Westfale
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Re: Brexit

#118

Beitrag von Westfale »

@ Thedi
"Peitsche" halte ich nicht für Sinnvoll. Das wäre Handelskrieg, das kann sehr popelig werden. Zölle, die die Autoindustrie in D ernsthaft treffen würden, Öl könnte beschränkt werden, ... dagegen würden auf der Insel im Agrar und Fischbereich die Quoten umgangen, was früher oder später vermutlich zu staatlichen Interventionen hinsichtlich des heimischen Preises führen würde und die englischen Fischereiflotten und Bauern am Ende hart treffen würde. ... Das gäbe nur Verlierer, ich glaube auch nicht, dass jemand das wirklich will.

"Zuckerbrot" gute Miene zum Bösen Spiel machen ... was anderes bleibt wohl nicht übrig.

Natürlich besteht die Gefahr der Ansteckung. Wenn die EU bestehen bleiben soll, ist einiges an Hausaufgaben zu machen. Die EU positiv zu verkaufen, damit tun sich lokale Politiker schwer. Längst wirft Bayernstarpolitiker Seehofer Wasser auf die Mühlen eines Beispieles der Briten für Bayern, so absurd das auch ist.

Gerade die Personenfreizügigkeit beurteile ich sehr positiv.
Innerhalb der EU finde ich die - das ist meine rein persönliche Meinung - sehr gut.
Mal nur der Vergleich der Expats in Spanien oder selbst in Griechenland mit denen in Thailand. Da gibt es keinen lästigen Gang zur Immi oder Visarun. Alles ist viel bequemer und einfacher, Bankkonto, und vor allem die Krankenversicherungsproblematik.
Meines Empfinden nach gibt es auch kein Gefühl, dass uns Franzosen oder andere EU-Bürger, auch nicht Südeuropäer Arbeitsplätze wegnehmen.

Problematischer ist das natürlich bei Neumitgliedern oder Mitgliedern ohne Personenfreizügigkeit und natürlich die Regelungen der Zuwanderung von Außen, wozu ja auch die Flüchtlingsproblematik gehört.
Wobei die Flüchtlingsproblematik meiner Ansicht viel zu sehr polemisiert wird, weshalb ja diese Rattenfängerparteien ihre Erfolge haben. Sollte im Laufe dieses Jahres die Flüchtlingsthematik weiter aus den Medien verschwinden, wie es ja zuletzt Trend ist, spielt die AFD bei der nächsten Bundestagswahl vermutlich keine Rolle mehr.
Aber aktuell haben die Ratttenfänger ja die Option Volksentscheide nach britischem Vorbild über einen EU-Verbleib zu fordern. Wobei je mehr sich Nachteile für die Briten kristallisieren, diese Rufe um so leiser werden sollten. Wenn denn nun die Briten nicht am Ende wieder allen Erwartungen doch etwas aus ihrem Entscheid machen, wobei ja selbst die Initiatoren ratlos zu sein scheinen, was sie nun machen sollen.
(Beim Fußball hat England den Erwartungen entsprochen und ist im Achtelfinale ausgeschieden :D )
Wer von meinen Beiträgen noch nicht genug hat, findet mehr von mir auf meiner Homepage
https://www.pjotrx.de/
… und meine Bücher sind bei Amazon erhältlich
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thedi
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Re: Brexit

#119

Beitrag von thedi »

tom hat geschrieben:... muss man gegenüber den Briten aufgrund der allfälligen Auswirkungen einfach hart bleiben.
Mit der von Dir angeführten Argumentation hätte es nie einen Marshall Plan https://en.wikipedia.org/wiki/Marshall_Plan gegeben. Ich halte diesen Marshall Plan von 1948 als die grösste und langfristig wohl beste politische Entscheidung überhaupt - auch wenn sie vielleicht eher aus ökonomischen Gründen gefällt wurde.

Joe argumentiert aus ökonomischer Sicht zu Brexit - und kommt zur gleichen Quintessenz wie ich: Zuckerbrot.

---

'Hart-Anfasser' wollen die Briten bestrafen und andere abschrecken diesem Muster zu folgen. Die Warschaupakt-Staaten wurden hart angefasst: da fuhren in Prag Panzer auf, als sich die Tschechen verabschieden wollten. Natürlich will niemand Panzer nach London schicken, aber jetzt-hart-anfassen geht in die gleiche fatale Richtung.

Wenn es der EU nicht gelingt die Menschen zu überzeugen - nicht zu zwingen oder zu verängstigen - sondern zu überzeugen, dass es ihnen in der EU wohler ist als ausserhalb, dann feht der EU eine demokratische Legitimation. Dann widerspricht sie den westlichen Werten.

---

Es geht im Leben nicht immer nur um Geld.

Ich bin Nettozahler hier in Thailand. Aber freiwillig und mit der Überzeugung, dass sich das für mich trotzdem lohnt. Und wie es sich lohnt! Trotzdem ich hier Nettozahler bin, kann ich mir hier viel mehr Lebensqualität leisten als ich das in der Schweiz könnte. Nicht nur in CHF messbar, sondern in umessbarer Lebensqualität.

Ein wichtiger Punkt, warum ich mit meiner Situation glücklich bin ist aber dass ich das freiwillig machen kann. Wenn ich dazu gezwungen würde, wenn es mir verboten wäre Thailand zu verlassen, wäre mein Glück wahrscheinlich stark eingeschränkt.

Natürlich lässt sich meine Situation nicht so einfach auf die EU übertragen. Aber die Richtung stimmt: die EU muss es schaffen dass die Mehrheit der Menschen in Europa sagt: ich bin freiwillig dabei und ich bin glücklich damit.

Saboteure der EU sind Leute die mit Zwang oder Strafen eine EU erzwingen wollen - oder die sich durch Egoismus und Tricks in der EU bereichern, so dass sich die grosse Mehrheit betrogen vor kommt, Nationalismus, Globalisierung und Monopoli-Kapitalismus.

Mit freundlichen Grüssen

Thedi

grunder9
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Re: Brexit

#120

Beitrag von grunder9 »

Man muss GB weder freundlich noch unfreundlich behandeln. Sondern korrekt. Den Austritt geregelt abwickeln. Bilaterale Veträge mit GB abschliessen, wie sie auch die Schweiz oder Norwegen hat. Und bis diese greifen, Übergangsmassnahmen treffen. So einfach wäre das, wenn da nicht die Oberbürokraten in Brüssel und profilierungssüchtige Politiker in der EU und aber auch in GB wären.

Freundliche Grüsse
grunder
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
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