Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

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thedi
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Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#1

Beitrag von thedi »

Frage: können Auslandschweizer bei Eidgenössischen Abstimmungen mit stimmen?

Antwort: im Prinzip ja. Aber nur wenn sie die Unterlagen rechtzeitig erhalten.

Heute, Donnerstag, 21. Sept. 2014 habe ich die Unterlagen, inkl. Stimmrechtsausweis, für die Abstimmung am nächsten Sonntag, dem 24. Sept. erhalten. Da könnte ich auch mit Express Zuschlag meine Stimme nicht mehr abgeben. Die Post braucht für einen Brief von Thailand in die Schweiz 4 bis 5 Tage. Vor dem Wochenende reicht das auf keinen Fall mehr.

Ein Freund, der aus dem Kanton St. Gallen stammt, bekam seine Unterlagen schon vor zwei Tagen. Er kann seine Stimme mit eVoting via Internet abgeben. Das reichte also bequem. Der Kanton Zürich ist leider noch nicht so weit mit dem eVoting. War er mal, aber dann gab es Bedenken aus bürgerlichen Kreisen. Merke: Auslandschweizer wählen und stimmen überdurchschnittlich links.

So oder so: das betrifft eidgenössische Abstimmungen und Wahlen. Kantonal ist es natürlich wiederum vom Kanton abhängig. Eigentlich bin ich ja für Föderalismus. Aber manchmal frage ich mich, ob der am richtigen Ort angewandt wird. Macht es wirklich Sinn, wenn jeder Kanton bei der Einführung von eVoting seinen eigenen Weg gehen darf?

Und ist es wirklich glaubhaft, dass zwar jede Kleinbank heute eBanking anbieten kann, die Schweiz aber kein eVoting System zustande bringt? Oder gibt es da einen fehlenden Willen?


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Michaleo
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#2

Beitrag von Michaleo »

thedi hat geschrieben:Merke: Auslandschweizer wählen und stimmen überdurchschnittlich links.
Ich meinte eigentlich, dass Auslandschweizer durchschnittlich eher konservativ denken (weil sie den Prozess im Heimatland nicht live miterlebt haben).

Was das E- Voting betrifft bin ich völlig mit Dir einig. Es würden viel mehr Junge abstimmen, und das könnte dann wirklich einen linksdrall fördern. Wobei, wenn man die Wiederaufnahme von altmodischen Traditionen bedenkt, wie Heiraten und Polterabend, sind die Jungen manchmal viel rückständig orientierter als wir mit den Jahrgängen um 50, die von den 68 beeinflusst wurden.
Freundliche Grüsse L-)

Fredfeuerstein
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#3

Beitrag von Fredfeuerstein »

Ich kenne die Schweiz nicht genug, aber hier in D kann ich sagen, dass Junge alles andere als links sind. Ganz im Gegenteil!
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thedi
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#4

Beitrag von thedi »

Wer mit 20 nicht links wählt, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch links wählt, hat keinen Verstand.

Stimmt sicherlich auch nicht immer, aber die Tendenz mag doch richtig sein.

Idealismus können sich Junge gut leisten - es kostet sie noch nichts. Zudem sind sie sich gewohnt, von Papa und Mama finanziert zu werden. Sie finden es normal, dass andere für sie zahlen. Wer ein paar mal seine Steuererklärung ausgefüllt hat sieht dann andere Prioritäten. Wenn er merkt, dass er nun zum Zahler wird, dass von seinem Lohn immer mehr weg geht und immer neue offene Hände und Forderung auf ihn zu kommen, bekommt "bürgerliches" Gedankengut einen neuen Stellwert.

Auslandschweizer sind zwar oft älter - mindestens hier in Thailand - aber viele die ich hier kenne denken eher links. Das mag auch daher kommen, dass wir hier aus einer grösseren Distanz eher zu schauen als mit leiden. Auch wir können uns - aus sicherer Distanz - wieder Idealismus leisten. Denn wir sind auch wieder in der Situation, in der wir von anderen bekommen: unsere wohl verdienten Renten. Und Steuern - was ist das?


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Damnam
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#5

Beitrag von Damnam »

Hallo Thedi

Sehr ärgerlich, dass Du die Abstimmungsunterlagen so spät erhalten hast.

Ersiehst Du, wann diese abgeschickt worden sind?
______________
Chok dee

Damnam
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tom
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#6

Beitrag von tom »

Fredfeuerstein hat geschrieben:Ich kenne die Schweiz nicht genug, aber hier in D kann ich sagen, dass Junge alles andere als links sind. Ganz im Gegenteil!
Bin aktuell in Hamburgs Schanzenviertel und kann Deine generelle Aussage nicht ganz bestätigen... ;)

Gruss Tom

Fredfeuerstein
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#7

Beitrag von Fredfeuerstein »

Naja in der Schanze, das ist ja wohl nicht ganz repräsentativ :D
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Westfale
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#8

Beitrag von Westfale »

Ob die Jugend links oder rechts wählt ist sicher spannend, aber hier wohl nicht gefragt.


ich glaube, die Frage zielte eindeutig darauf ab, ob CH-Wahlämter (wie sie denn genannt werden) gezielt Auslandsschweizer von Wahlen / Volksendscheiden abkoppeln?

Das würde mich durchaus interessieren. (Die Kiste mit mit der Umstrukturierung von Wahlkreisen ist inzwischen ein alter Hut)
Kann mir aber nicht vorstellen, dass das angesprochene Obrigkeitsverhalten mengenmäßig Relevanz hätte.
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ZH-thai-fun
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#9

Beitrag von ZH-thai-fun »

Westfale hat geschrieben:Ob die Jugend links oder rechts wählt ist sicher spannend, aber hier wohl nicht gefragt. ...
Und trotzdem beunruhigt mich die Art und weise wie z. B. Facebook vor allem die Jungen Wähler manipuliert. Wer länger in Facebook und Co ist wird Systematisch durch den internen Algorithmus in s/eine "Blase" verfrachtet die ihm anhand seiner Tätigkeit im Facebook und Co, nur noch zeigt was er gerne sehen möchte. Neues oder anderes wird durch dieses System von ihm ferngehalten. Ursprünglich war es für gezielte Werbung gedacht. Nun fangen sogar Parteien an dies Möglichkeiten gezielt einzusetzen, resp. auszunutzen. X(
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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thedi
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Re: Stimmrecht für Schweizer im Ausland?

#10

Beitrag von thedi »

Westfale hat geschrieben:... ob CH-Wahlämter (wie sie denn genannt werden) gezielt Auslandsschweizer von Wahlen / Volksendscheiden abkoppeln?
Das würde mich durchaus interessieren. (Die Kiste mit mit der Umstrukturierung von Wahlkreisen ist inzwischen ein alter Hut)
Beamte sind Bürogummi. Die machen halt was sie können - also ihren Fähigkeiten und ihren Vorgaben entsprechend so gut sie können. Die sind sicherlich nicht interessiert daran Auslandschweizer von Wahlen oder Abstimmungen abzuhalten. Die sind eher träge, interessieren sich dafür, dass sie ihre Kaffeepause pünktlich beginnen können. OK, das war pointiert formuliert, aber grundsätzlich halte ich Beamte als zu wenig interessiert als dass sie sich ein Bein ausreissen würden, um gewisse Kreise bei Volksentscheiden zu benachteiligen.

Bei den Politikern wäre ich mir da nicht so sicher.

Oft ist es aber einfach Unfähigkeit. Manchmal bekomme ich die Unterlagen über einen Monat vor der Abstimmung. Manchmal aber auch zu spät um daran noch teilnehmen zu können. Das liegt auch daran, dass die Post auf dem Weg Thailand -> Schweiz glänzend funktioniert (zuverlässig 4 bis 5 Tage), auf dem umgekehrten Weg aber deutlich nicht (unzuverlässig 7 bis 30 Tage). So eine Tatsache wird in der korrekten Schweiz einfach nicht geglaubt.

Bei den Abstimmungsunterlagen ist jeweils eine Wegleitung mit dabei. Da wird detailliert erklärt um was es geht. Manchmal entstehen Meinungsverschiedenheiten, ob diese Erklärungen ausgewogen und neutral formuliert sind. Dann muss darüber diskutiert und ev. neu formuliert werden ... und plötzlich wird die Zeit knapp.

Ich glaube nicht an bewusstes abkoppeln der Auslandschweizer bei einzelnen Volksentscheiden. Aber dass Politiker versuchen ihren Stammwähler den Wahlgang zu vereinfachen - bzw. ihren traditionellen Gegnern eher Steine in den Weg zu legen, das scheint mir schon der Fall zu sein. Das eVoting ist ein klassisches Beispiel.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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