Der eine Blondschopf ist ja unterdessen (je nach Sicht: mit Schimpf und Schande) von der Weltbühne und somit aus der Tagesschau verschwunden.
Der andere, Boris Johnson, fesselt mich weiterhin.
Bildverlinkt mit NZZ.
Eine Buchbesprechung in der NZZ versucht den Politiker einigermassen einzufangen:
Schwerlich der beste, aber vielleicht der interessanteste Staatsmann seiner Zeit: Boris Johnson, Porträt eines Störenfrieds, Jan Ross, Verlag Rowohlt Berlin, Berlin 2020.
https://www.nzz.ch/feuilleton/boris-joh ... ld.1602288
Boris Johnson, so beschreibt Ulrich Schlie das Buch in seiner Rezension in der NZZ, sei auch eine Kunstfigur, denn nicht zu viel von sich preiszugeben, dies ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Johnson hat seine Gegner – und er hat viele – immer wieder überrascht. Er begreift Politik als Bühne und beherrscht die Kunst der Darstellung.
Mit seinen Auftritten will er immer auch unterhalten – gefällt er mir aus diesem Grund?
«Si non e vero, e ben trovato» ist ja auch eines meiner Maximen im gesellschaftlichen Bereich, und so auch in unserem Forum.
Jan Ross erzählt von Boris Johnsons Vater, der zwar brilliant, aber auch so unstet war, dass er wegen eines Aprilscherzes seinen Job bei der Weltbank verlor, sowie den frühen Einschnitt der Trennung der Eltern, die Liebe zu den humanistischen Fächern, aber auch die Lust am Wettbewerb und an der Zurschaustellung, das bunte Treiben in Oxford und die in allen Stufen bewiesene Fähigkeit, Gefolgschaft sicherzustellen.
Schon dem Eton-Zögling Boris wurde das «Schlendern mit gelegentlichem Schlussspurt» als bevorzugte Gangart attestiert – genau so habe auch ich die wichtigsten Prüfungen in meinen Ausbildungen gemeistert.
Ross erkennt bei Johnson ein «eigentümliches Wechselspiel von Ehrgeiz und Schalkhaftigkeit» und verortet es auch im scheinbar widersprüchlichen Bestreben, «im Establishment zugelassen und anerkannt zu sein – und ihm gleichzeitig eine Nase zu drehen».
Auch ich finde Boris Johnson einen interessanten zeitgenössischen Politiker und lese gerne über ihn, sei es in der NZZ oder auch woanders.