Im Suvarnabhumi Flughafen sind Plakate aufgestellt worden, die Touristen auffordern Hinweise auf Menschenhandel den Behörden zu melden. Dabei geht es nicht nur um Frauen die in die Prostitution gezwungen werden, sondern auch um Kinder die zum Betteln gezwungen werden oder um Männer die bei der Fischerei zu sklavenähnlichen Bedingungen gehalten werden.
http://thailandtip.info/2018/04/20/thai ... ekaempfen/
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Bei Menschenhandel sind die Grenzen fliessend. Es ist oft eine Symbiose, bei der zwar eine Partei unverhältnismässig profitiert - aber die andere eben auch. Im Falle der Cousine (C) meiner Frau, zum Beispiel: sie ist von ihrer Bekannten (B) die ihr den Ehemann (E) vermittelte abhängig. B erledigte allen Papierkram und macht das auch heute noch. C arbeitet im Gegenzug in einem Massagesalon von B. Die Einnahmen werden 50-50 geteilt. Da B noch andere Thai Frauen beschäftigt, verdient B ganz nett dabei.
Aber auch C profitiert. Bei einigen Stammkunden macht sie hinter dem Rücken von B Hausbesuche. Das ist dann nicht nur steuerfrei, sondern auch noch 100% in ihre Tasche. E hat ihr im Dorf ein Haus gebaut. Er hat ihr auch eine teure Zahnbehandlung ermöglicht - sie sieht nun deutlich besser aus. Ihre Schulden sind abgezahlt - sie will nun noch Schulden ihrer Geschwister begleichen.
Also eine win-win Situation wie es im Buch steht - oder?
Aber man kann das auch anders sehen: C musste um einen Aufenthaltsbewilligung in DE zu bekommen den total verwahrlosten E heiraten und ihm den Saustall ausmisten und dann den Haushalt führen. Ohne Lohn, ohne dass dafür Sozialabgaben bezahlt wurden. B kassierte von C's Massagen 50%. Wenn man es so betrachtet, wurde C ausgenützt. Sie könnte zwar jederzeit nach Thailand zurück, aber das geht in der Praxis nicht, denn sie hat versprochen Schulden der Familie abzubauen. Momentan - seit ihr E verstorben ist - hat sie 6000 Euro bekommen (woher habe ich nicht verstanden) mit denen sie über die Runden kommen muss: die Beerdigung bezahlen, die alte Wohnung räumen, für sich eine neue suchen, wenn möglich einen Mann finden bei dem sie unter kommen kann, denn das mit den Massagen läuft nicht immer gleich gut.
B. hat ihr gesagt, dass sie eine Witwenrente von 1200 Euro bekommen wird. C ist aber hilflos - ohne B käme sie wohl nicht an das Geld. Bis sie C neu installiert hat, wohnt und isst sie bei B.
C ist abhängig. Gewisse Kreise sehen in ihr vielleicht schon ein Opfer von trafficing. Sie selbst zwar nicht, aber wenn sie von einem Polizisten oder Sozialarbeiter entsprechend ausgefragt, aufgrund ihrer Angst von einer Ausweisung - aus ihrer Sicht - verängstigt wird, würde sie mit Sicherheit auf ihre Tränendrüsen drücken und betreuen, dass das alles nicht ihre Schuld sei, dass sie gar keine Wahl gehabt hätte usw. usf. Wenn das dann noch von den Medien aufgegriffen würde, wäre mit Sicherheit von Menschenhandel und erzwungener Prostitution die Rede. Sozialarbeiter, NGOs, Frauenhäuser und Medien müssen auch überleben, müssen darauf achten, dass ihre Einschaltquoten stimmen bzw. ihre Kredite nicht gekürzt werden.
Auch konkrete Fälle sind für uns gar nicht so einfach zu beurteilen. Je nach Blickwinkel - und Interessen von Berichterstattern - sieht die Situation so oder anders aus.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi