Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.fun.

Hier sind ab 4.8.2022 nur eigene Texte und Bilder (oder korrekt verlinkte und mit Urheberrechtsangaben versehene Bilder) erlaubt. Keine Verlinkungen zu anderen Medien, keine Copy&Paste-Beiträge
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(20) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#21

Beitrag von ZH-thai-fun »

Platzspitz. Drogenpark Schliessung 5.Februar 1992:

„In einer Hauruckaktion schloss der Stadtrat 1992 den Platzspitz – und schuf den Letten, die brutalste Fixer- Szene Europas. Es war eine fatale Niederlage auf dem Weg zur Lösung des Drogenproblems. Der Platzspitz wurde geschlossen. Es war ein Desaster. Die Szene flutete die ganze Stadt, vor allem aber den Kreis 5. Die vorbereitete Infrastruktur reichte bei weitem nicht. Gehetzte Drogensüchtige jagten sich den Stoff nun auf offener Strasse in die Venen, immer in Angst vor der Polizei, die ihnen die Spritzen, wenn sie sie erwischten, aus den Venen riss. Ihren Stress liessen die Junkies an den Sozialarbeitern aus, drohten und schlugen zu. Die Dealer standen auf der Suche nach Kundschaft überall im Quartier, sprachen Buben auf dem Schulweg an, ob sie Kurierdienste leisten wollten oder forderten Mädchen auf, sich zu prostituieren.

Nun diese ganze Szene drückte auch in den Bewachungsbereich unseres HB-Zürichs hinein. Im Buch finden sich ja ein Teil von den x-tausenden Ereignisse dieser Aufgabe. Und so schildere ich kurz die Sicht aus der Bewachungsmannschaft die den HB bei dieser Schliessung sichern musste. Wie schon öfters erhalten wir von der Zentrale den Auftrag "alle Mann auf die Nordseite zu den Rollgittern". Heute hatten mehrere Männer zusätzlich aufgeboten da heute Abend der Platzspitz (endlich) geschlossen wird. Um die 2-3tausend Drögeler usw. wurden mit riesigen Polizei Aufwand in Begleitung von Presse und Fernsehen und tausenden Gaffern oder Drogen-Sympathisanten des Platzspitzes, der Drogen-Hölle, verbannt und Stadt oder Schweiz weit verteilt etc. Mehr dazu an anderer Stelle im Buch.

Von unserer Mannschaft bewachten 8 Mann mit 4 Hunden die Aufgänge Ein und Ausgänge zum Platzspitz. Wir stellten fest dass Unbekannte die Schlösser zu den Rollgittern mit Sekunden-Kleber kaputt gemacht hatten. So dass wir die Rolltore nicht runter lassen konnten. Die ganze Lage war unheimlich angespannt. Die Polizei postierte sich zusätzlich mit ca. 20 Mann im Bahnhof. Uns Bewachern war nicht klar warum wir an vorderster Front standen und nicht die Polizei?

Von oben bewarfen uns die Demonstranten mit faustgrossen Steinen. Ebenso flogen uns Schleudern-Projektile um die Köpfe, zum Teil bis weit hinten in die Marmor-Passagen hinein. Zu unserem erstaunen ging es erst richtig los als uns die Polizei uns Bewachter an der Front ablöste. Jetzt galt es ernst. Tränengas kam zum Einsatz. Ein höherer Beamter der SBB meinte (im Nachhinein) zu uns, "es wäre besser gewesen ihr wärt vorne geblieben"!? Es war deutlich spürbar wie die Demonstranten erst richtig gereizt wurden als ihnen Polizisten in ihren Stahlhelmen und Schutzschildern gegenüber standen.

Nun konnten wir endlich unsere Aufgabe erfüllen und die Rollgitter per Kurbeln absenken. Dies keine leichte Aufgabe, in dem Steinhagel und den Tränengasschwaden. Der ganze Abend noch war voll-beladen mit Spannungen und Erlebnissen unserer Mannschaft. Zeitweise mussten wir sogar unsere laute von den S-Bahn-Patrouillen abziehen um dem Druck auf den Bahnhof zu widerstehen. Durch das Tränengas waren die Hunde zu stark gefährdet und wir mussten sie daher in den Keller in die Zwinger bringen.

Das war dann der Anfang des neuen Weltberühmt gewordenen Needle-Parks auf den Geleisen etwas Ausserhalb des HB-Zürichs. Welch, noch grösseres, Elend! Man nannte sie „die Zombiemeile“: Es war wohl weiter weg vom HB, aber dass hiess trotzdem für mich, Leute Aufstocken und Patrouillen auch für Ausserhalb zusätzlich zum HB, bis zu diesem Needle-Park zu schicken. Die Bevölkerung zahlte ja schliesslich Steuern und musste von diesem "Elend" beschützt werden. Ich selber litt ganz persönlich unter diesem Sicht und Spürbahren Elend. Aber dazu komm ich noch später im Buch.

Bild

Die Polizei wusste nicht, wo mit Aufräumen anfangen. Das zeigt folgender Vermerk einer Projektsitzung vom April 1992: «Das Sozialamt sagt, die Bevölkerung habe Angst vor der Entwicklung an der Langstrasse. Die Polizei kennt das Problem Langstrasse, sagt aber, erst müsse das Gebiet Hotel Arc en Ville, Carparkplatz und Parkhaus Sihlquai beruhigt werden. Erst dann könne man sich um Langstrasse, Stauffacher etc. kümmern.» Die Stadtpolizei sammelte auswärtige Junkies Kastenwagenweise ein und deponierte sie vor den Gemeindehäusern ihrer Heimatdörfer. Nicht selten kauften ihnen die dortigen Beamten dann ein Ticket zurück nach Zürich – einfach. ... “ http://www.tagesanzeiger.ch/extern/stor ... /kapitel1/
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(21) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#22

Beitrag von ZH-thai-fun »

Die Szene ausserhalb des HB-Zürichs:

Nun die Drogen-Hölle verschob sich weg von Hauptbahnhof, hin auf Geleise die wiederum im Sicherheitsbereich der Bahn, also unserer Sicherheits-Agenten lag. Zudem schickte ich im Auftrag der Stadt und des Steuerzahlers täglich zweier-Patrouillen auf die Strassenbahn der Linien 4 und 13 zwischen HB und Limmatplatz. Auch ein leeres Hotel im Bau musste Nachts von uns bewacht werden. Ebenso Nachts noch das damalige Redefusion-Gebäude dem dem HB.
Am Limmatplatz im MM-Migro Hauptgebäude und rundherum waren Tag und Nacht unsere Sicherheits-Leute mitten im „neuen“ Geschehen. Aber auch andere Sicherheitsfirmen tauchten auf, nebst der Polizei die sowieso da sein musste. Andere meiner Leute mussten Schulen und andre Gebäude Bewachen und schützen. Es war naheliegend dass uns alle möglichen Firmen und Institutionen beauftragten, wegen unserer langen vorjährigen Erfahrung mit diesem Metier im Drogensumpf.

Die Inhaber-Familie unserer Sicherheits-Firma waren im Hoch, aber nur Finanziell gesehen. Sie genossen auch die Täglichen Artikel und Sendungen über seine Leute im HB. Für unserer HB-Mannschaft aber war dies eine grosse Belastung auch für mich, da die einen sich „in die Öffentlichkeit vor-schoben und andere sich deswegen zurück-geschoben fühlten. Wie durch ein Wunder gab es in den Jahren absolut keine Negativen Berichte über die Angestellten im meinem HB-Bereich. Wenn man doch weiss wie Medien auf so-was normalerweise lieber anspringen. Aber wahrscheinlich war das „Elend“ rundherum gross genug als „Frass“ für die Presse um nicht noch Körnchen bei unseren sowieso an Anschlag agierenden Leuten zu picken.

Ja, unsere Mannschaft war am Anschlag, aber noch ein gutes Team.. Jedoch unbeschreiblich was intern abging. Es gab da auch einen Harten wunderbaren Kern um mich herum. Ich selber holte mir jedoch im 1991 und 1992 3 Herzinfarkte. Aber das Leben ging bei uns weiter, während dort „Hinter den 7-Geleisen“ der Tod und das Elend seinen Lauf nahmen....

Die Verwirrte:
Wir erfahren von der SBB (Betriebsleitzentrale) dass eine verwirrte Frau seit Tagen vermisst wird und diese sich auf unserem Streckenabschnitt der S-Bahn-Patrouille aufhalten könnte.
Bei Endstation Rapperswil fällt uns eine Frau auf die keine Anstalten macht aus-zusteigen. Vor der Weiterfahrt blockiert einer von uns den Zug, der andere versucht die etwas verstörte Frau möglichst schnell aus der Eisenbahn zu bringen. Die ältere Dame ist unfähig uns Angaben über ihre Wohnadresse zu machen. Wir nehmen an, dass dies die gesuchte Person sein muss. Nach etwa einer halben Stunde trifft die von uns avisierte Kantonspolizei mit Ehemann der Frau ein und dankt uns. Für uns zwei S-Bahn Patrouille kein sensationeller, aber doch befriedigender Abschluss eines Arbeitstages.

Rabiater Ehemann:
Heute sind wir zu dritt auf S-Bahn-Patrouille um einen neuen Mitarbeiter einzuführen. Auf der Strecke Brugg Richtung Zürich fällt dem Neuen eine Frau auf, die zusammen-gekauert im Sitz weint. Der Wagen ist mit fünf Personen besetzt und im andern Abteil neben der Frau sitzt ein scheinbar unbeteiligter Mann. Als wir von dem Wagen zum nächsten wollen, macht eine junge Frau zu uns, "psst, psst". Sie fuchtelt mit den Armen wie wenn sie geschlagen wurde und zeigt auf den Mann neben der weinenden Frau. Sie getraut sich aber nicht zu sprechen. Ich schiebe meine beiden Kollegen durch die Tür. Nun besprechen wir in Ruhe was zu tun ist. Plötzlich sehen wir durch die Glastüren wie der Mann auf die Frau einschlägt. Blitzschnell habe ich den Schläger im Würgegriff. Die Kollegen gehen mit der Frau in den nächsten Wagen. Der Mann ruft der Frau nach "ich erschlage dich wenn ich dich wieder sehe"!

In der Zwischenzeit erreichen wir den Hauptbahnhof Zürich. Ich nehme den wütenden Mann aus dem Zug und rufe einem Kollegen zu, er soll erst im Bahnhof Stadelhofen mit der Frau aussteigen. Der dritte unser Patrouille organisiert via Mobile die Kapo. Nach einiger zeit stellt sich heraus dass dieser Mann kein Vergewaltiger oder so was ähnliches war, sondern ganz einfach der Ehemann dieser Frau.

Ein bisschen frustriert gehen wir 3 wieder auf die S-Bahn-Patrouille und setzen unseren Dienst fort. Die Diskussionen in den Pausen drehen sich um das Thema, was erst muss wohl in vielen Häusern zwischen Eheleuten abgehen, wenn die das drein-schlagen nicht mal öffentlich lassen können?

Dunkle Ecken:
Viele Laden-Angestellte des Shop-Ville hatten in der Zeit des Bahnhof Auf und Durchbruch Angst auf den Wegen zu ihren Parkplätzen und in der Nähe des HB. So ergab es sich dass wir Bewacher des Öfteren "ohne Auftrag unsrer Firma" Frauen nach telefonischem avis begleiteten. So gab es einige freundschaftliche Beziehungen zu unsren Bewachern. Auch auf anraten unsrer Leute hin, lies die SBB dann die dunklen Parkplätze westlich vom HB neu beleuchten.

Der "Nasen-Bär":
An einer neu eröffneten Steh-Bar arbeitete neuerdings ein "Fräulein" die bald schon ein teil unsrer Mannschaft zu sehr anzog. Nicht nur zu überlangen und dauernden Bratwurst Pausen, oder so! So beklagte sich mal ein Angestellter bei mir, "Er wollte dieses "Fräulein" bei Ihr zu Hause besuchen und da sei einer unserer Bewacher (in der Freizeit) ohne Hosen im Hintergrund bei der Frau zu sehen gewesen". Er war tief betrübt und dachte an Kündigung deswegen.

Noch öfters musste ich wegen diesem "Fräulein" klagen hören. Bewacher die bei ihr nicht landen konnten nannten sie "Nasen-Bär" wegen ihrer grossen Nüstern. Ich selbst erliess ein Besuchs- Verbot der Steh-Bar während dem Dienst.
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(22) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#23

Beitrag von ZH-thai-fun »

Sonderrechte für private Schutztruppen: (Gilt auch für Privatpersonen)

Irgendwann mal hatte ich genug von dem dauernden Geschwätz von Passanten und Bewachern über Recht und Unrecht einer privaten Bewachung. Ich erstellte selbst ein Dienstblatt für unsere Mannschaft. Auch die Hand eines befreundeten Anwaltes entwarf für mich einige Sätze. Trotz langem suchen fand ich vorher und nachher nichts vergleichbares, dass den vielen Fragen der Bewacher klarer Auskunft hätte geben können.

Rechtsvorschriften: Aushang an die Mannschaft:
- Private Sicherheits-Leute die nicht eine lange polizeiliche Ausbildung hinter sich haben, laufen eine besondere Gefahr, ihre Rechte zu überziehen. Der private Sicherheitsbeamte wird nämlich härter angepackt, wenn er einen Einbrecher erschiesst, als der verwirrte Rentner, der das gleiche in Aufregung tut.

- Eine frage die sich immer wieder stellt. Dürfen private Schutzleute Personen festhalten? Das so genannte "Festhalterecht" erlaubt, jeden eines Verbrechens oder Vergehens dringend Verdächtigen auf den nächsten Polizeiposten zu bringen. Die Verdachtsgründe müssen aber persönlich wahrgenommen werden und auf jeden Fall hinterher bezeugt werden können.

- Private dürfen dazu auch Handschellen gebrauchen. Gewaltanwendungen über das festhalten hinaus, Waffenanwendung, Durchsuchungen und Verhöre sind indessen nicht erlaubt. Das festhalten von Freiern oder Prostituierten auf öffentlichem Grund ist nicht erlaubt.

- Allerdings darf ein Privater die Waffe oder das Fahrzeug eines von ihm beobachtetem Straftäter und selbstverständlich auch seine Beute behändigen.

- Ähnliches gilt auch für das durchsuchen von Taschen in Supermärkten. Es gibt kein Durchsuchungsrecht! Stattdessen kann die Tasche bei konkretem Verdacht, samt dem verdächtigen Dieb der Polizei übergeben werden.

- Werden von den Festgehaltenen Personen Unterschriften, Zugstimmungserklärungen oder Zahlungen verlangt, kann schnell einmal der Strafbestand der Nötigung erfüllt sein. Darauf steht Gefängnis - nicht nur für den Täter!

- Mehr als die hier aufgeführten Zwangsrechte gibt es für keinen Bürger! Handelt ein Privatmann oder Sicherheits-Mann gewaltsam, ohne einen der aufgeführten Rechtsgründe zu beachten, dann drohen hohe Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen. Was Bürger nicht machen dürfen, darf auch der uniformierte- Schutzdienst oder die organisierte- Bürgerwehr nicht machen"!



Wie Bürger die Szene und die Bewacher des HB wahrnehmen:

Es war nicht einfach alle die Eltern und Besorgten Personen zu beruhigen oder richtig zu informieren, die nach ihren Kindern oder Schutzbefohlenen ect. im Milieu hier suchten. Es gäbe nochmals 2-3 Bücher um alle die Tragik aufzuzeichnen die hier während dieser "Drogen-Hölle" abging! Von mir hier nur als Ansatz von Bürger zu Bewachern, zwei sehr ernste, erschrockene und angstvolle Briefe, von wahrscheinlich Zugewanderten Bewohnern.

Die zwei "persönlichen" Briefe eines Stadt-Zürchers:
Die SBB Pressestelle sendet mir zwei Briefe zu, welche sie nach erscheinen eines Presseartikels von einer Familie erhalten haben. Geöffnet und dann an mich MG. Original.
Die Briefe sind von Hand geschrieben und sehr unleserlich. Ich werde sie hier soweit wie möglich original wiedergeben.

beehrter herr polizeivorstand zürich, 24.marz 1991
das so wenig "taktik" eingesetzt wird, aber direkt tatkraft eingesetzt wird. auf eine total aufräumung der landesmuseum park und shop-ville ist für uns, nicht zu fassen.! fahren sie nie mit dem zug oder gehen sie nie in der landes-museum? wie ist es dass einer oder eine mensch kann umlaufen und betteln für drogen oder alkoholgelder, einer schlaft auf ganze sitzbank und nebenan placiert er seine ganze "sauerei" und betteln tafeln (das heisst platzrecht?!!!) und anderen neben eine trinkbrunnen pissen oder spülken gerade wie es die passt ... usw ???? ist das ihre konzept für "humanität" und "freiheit" für unsere stadt zürich? ein stadt zürich, ein zukunft raum für kinder und jugendliche? acceptieren sie das herr sowieso ohne etwas zu unternehmen.? wir wissen das unsere sozial amt nicht in stand ist etwas zu unternehmen weil die unterstüzen schon lang unkontrollirt zustände.
jetz haben wir dieses geschenk! wer ist in dieser stadt noch fähig? behörden? bitte tun etwas gegen die heutige zustände in unsre landesmuseumpark und shop-ville.
hochachtungsvoll famielie sowieso und kinder, zürich.

beehrter max gxxxxxx 25 märz 1991
wir unterstützen sehr ihre "patrouillen" in haupt hb, wir sind krank über die zustände in haupt bhf, und der landesmuseum park. täglich geht es zu weit und muss etwas gemacht werden. mehr raum und freiheit, die drogular alcoholic und clochards und andere typen bekommen, die mehr die sich verwehren. das sieht man ganz einfach am morgen früh. wir unterstützen sehr ihre kontroll und aufräumung von all diese typen. familie sowieso und kinder, zürich



So, morgen mach ich mit 2 letzten Beiträgen mal ein Ende hier, mit den Buchauszügen von meinem Buch.... Dann kann das heile Thailand wieder einkehren. Vor allem bei mir im Kopf... ;)
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(23) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#24

Beitrag von ZH-thai-fun »

Gestresste Dienst-Hunde:

Als ich eingestellt wurde besaß die Firma zwei Schäferhunde welche man hauptsächlich im Bahnhof einsetzte. Obwohl es beim Büro in Oerlikon einen Hunde-Zwinger gab, mussten sich die Hunde dauernd im Bahnhof aufhalten. Man hatte die Hunde wohl gekauft doch über deren Haltung fehlte im Ehemaligen Kader jeglicher Erfahrung und so verstand.

Die Männer am Bahnhof meinten es gut aber die Tiere wurden von Dienst zu Dienst dem nächsten Wächter übergeben. Wen kümmerte es schon ob die Hunde genug fraßen oder schliefen. Als ehemaliger Hündeler mit 11jähriger Dressur Erfahrung standen mir die Haare zu berge.

Ich musste der Sache auf den Grund gehen.

Prinz ein absoluter Top-Hund mit Stammbaum hatte im Monat bevor ich anfing 7-mal zugebissen. Jeder SBB-Angestellte machte einen großen Bogen, wenn er den Hund nur schon von weitem sah. Kaum ein Bewacher konnte mit Prinz auf die Runden gehen.

Der zweite Hund war noch jung ebenfalls mit Stammbaum und Zugehörigkeit. Jeder wollte das Tier erziehen. Dieses wusste schon gar nicht mehr wer sein Meister war. Alle liebten den Hund doch keiner wusste vom anderen was er mit ihm machte. Alles zusammen war nicht nur eine sauerei sondern auch eine Tierquälerei.

Nur mit großer Mühe konnte ich die Geschäftsleitung davon überzeugen dass sie ihre "Vorzeigehunde" die sie gemäß Auftrag der SBB haben sollten, je einem einzelnen Mitarbeiter zur alleinigen Haltung übergeben müssen.

So geschah es auch. Der Hunde-Zwinger im Freien Gelände des Bahnhofs, wo jeder Passant die Hunde "Stören" konnten, wurde abgerissen und die SBB ließ, wohlverstanden auf eigen Rechnung, neue Zwinger im Untergrund des Bahnhofs errichten. Zukünftig stellte ich nur noch "Hunde mit Ihrem-Meister" ein.
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(24) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#25

Beitrag von ZH-thai-fun »

Eine Nacht mit Reportern auf Patrouille:

Meine Kopie hier aus einem SBB eigenen Blatt sollen zeigen wie positiv, explizit unsere Mannschaft im HB Zürich, diesen Auftrag erfüllt hat. Ein Reporter Team von 3 Journalisten begleitete mich, den damals noch Dienstleiter und späteren Betriebsleiter, und 2 Sicherheits-Agenten eine Nacht lang auf den normalen vorgeschriebenen Rundgängen und dessen abweichenden Ereignissen.

Reportage, Bahnhofsblatt 1991/1 (Original wiedergegeben. Jedoch Diverse Fotos dazu nicht hierher Kopiert)

"Apollo 5 an Apollo 3, bitte antworten":
"Er ist der Boss, er ist auch anerkannt, sagt der junge Uniformierte und zeigt auf einen Mann mittleren Alters, der Lehrer oder Steuerkommissär oder Krankenpfleger sein könnte. Aber wahrscheinlich braucht diese Szenerie des Menschlichen Daseins keine Rambo sondern eben die verstehende harte Hand. M.Grxxxxx, Dienstleiter der privaten Sicherheitsfirma im Zürcher Hauptbahnhof. Er wird den Fotografen und mich, den Journalisten, auf den Rundgang mitnehmen. Schon vor dem dritten Laden in der schwarz-weiß gestreiften Halle bleiben wir stehen. Musik schallt aus den Boxen vor den Schaufenstern des Musik-Geschäfts: Zu laut, diagnostiziert Grxxxxx und spricht mit einem Verkäufer.

Der Nordtrakt des Bahnhofs auf der Seite Landesmuseum ist noch eine Baustelle. Wir betreten frisch betonierte Räume, zwängen uns unter Bohlen durch und übersteigen Schachtöffnungen. Der zweite in der Patrouille Apollo 3, zündet mit der Stablampe hinein, springt in den Lüftungskanal hinunter, dringt vor ins Dunkle, während Grxxxxx in sicherer Distanz draußen wartet. Apollo 3 kommt hinaus: "Sauber“ sagt er. Wir hören Gesang. Eine Gruppe von etwa 60 Personen mit Jesus-Transparenten singt Lieder, verteilt Traktätchen. Nach Vorschrift müssen wir das verbieten, aber ein bis zwei Lieder lassen wir sie noch singen, entschied Grxxxxx.

Ein betrunkener Alter mit weißem Gipsermeisterhütchen kommt uns entgegen, spricht uns an: "Grüezi Herr Polizischt." Er faltet die Arme auseinander, wie wir an ihm vorbei gehen und fügt hastig hinzu: "Ich bin unschuldig. Eine verwirrte junge Frau mit Gitarre fragt, wo sie spielen dürfe; sie will uns ein Ständchen bringen und möchte Apollo 3 umarmen.

In der Passage Südwest drückt Wasser durch, es mag Schnee eingedrungen sein.
Grxxxxx notiert sich den Fall; im S-Bahnhof brennt eine Deckenlampe nicht, Grxxxxx notiert erneut. In den Notausgängen finden wir Blutspuren; eine abgelegte Windjacke, die offenbar als Lager gedient hat, liegt am Boden. Der junge Apollo springt die Treppen hoch, äugt, ob er den Asylsuchenden noch findet. Der Bahnhof ist ein Emmentaler Käse, voll von Löchern, meint er nachher.

Beim Eingang zum Shop-Ville kehren wir um. Da ist Stadtgebiet, hier hat unsere Firma nichts zu suchen, hier patrouillieren bewaffnete Sicherheits-Leute einer anderen Firma. Das Shop-Ville ist voll von schlafenden Gestalten, in den Telefonkabinen setzen sich Junge ihre Spritze. Eine Patrouille legt an einem solchen Abend gut und gerne 10 bis 15 Kilometer zurück. Nein, langweilig ist mir nie meint der junge Apollo. Es kann schon mal kalt werden, wenn lange nichts läuft.

Aber eigentlich ist immer was los. Man kann etwas bewirken hier, meint Grxxxxx. Mehr als 1100 Vorfälle notiert die Überwachungszentrale in einem einzigen Monat. 532- mal Ausweisen von Fixern, Alkoholiker, Pennern usw. Nun kommt Apollo 4 mit Hund, wir schließen uns ihm an. Er schlendert durch die menschenleeren Räume, schließt das Tor zum Postgebäude, wandert am Förderband des Gepäcksortierungszentrum vorbei, wirft einen Blick in die Mottenkammer, wo liegen gelassene Kleider aus Schließfächern für die Caritas aufbereitet werden, kontrolliert die silbergleißendem Apparaturen im 5. Untergeschoss. Schaltkästen werden geöffnet und Knöpfe gedrückt.
Wenn Lämpchen aufleuchten ist alles in Ordnung.

Im Falle eines Brandes bei dem die Bewacher meist schneller als die Feuerwehr ist, gehört es zu ihren Aufgaben, an diesem Kasten die Rauchgasventilatoren anzustellen, damit der Rauch abziehen kann. Der Hund spielt mit Baumaterialien. Apollo 4 entdeckt eine offene Sauerstoffflasche, meldet dies der Überwachungszentrale, schließt sie. Bei einem Cafe an der Steh-Bar sind wir die letzten Gäste, wir reden über Sinn oder Unsinn von Waffen, über die Hunde die schon mal zubeißen, wenn jemand zulangt, auch über das Fingerspitzengefühl, das nach Meinung von Grxxxxx in der Mannschaft recht gut ist. Nur tägliche Instruktionen an die Mannschaft und eine unschematische- Führung lassen das große Pensum an Aufgaben bewältigen.

Nochmals drehen wir eine Runde. Den Männerstrich entlang dem Bahnhofquai lassen wir links liegen; das ist der Bereich der Kapo. Wir betreten den Wartsaal, "Billettkontrolle" sagt Apollo 4 zu einem Schlafenden, der Alte ergreift seinen Plastiksack, verlässt wortlos den Raum. Beim nächsten Rundgang wiederholt sich die gleiche Szene mit dem gleichen Mann.

Die Tür zu einem Sicherheits-Korridor steht offen. Drinnen kommt uns ein Pärchen entgegen, offenbar fern von dieser Welt. Der Uniformierte weist darauf hin, dass dies kein Publikumsbereich sei. Man soll das deutlicher anschreiben, hält ihm die junge Frau entgegen. Der Wächter antwortet, dass die Tür mit "Notausgang" angeschrieben ist. Nachdem der Bahnhof geschlossen ist, erfolgt im frühen Morgen eine Kontrolle der abgestellten Zugskompositionen, in denen immer wieder Schlafende angetroffen werden. Damit mein Kameramann ein Foto schießen kann, lege ich mich auf eine Sitzbank im S-Bahn-Zug.

Der Lichtschein der Stablampe nähert sich, der Hund hechelt, schnappt, erwischt meinen Fuß, es tut weh, durch die Schuhe hindurch. Mir wird unwohl. Ich ahne ein wenig, wie es in der Haut derer aussehen könnte, die hier Wärme suchen".

Jan 1991 Bahnhofsblatt 1991


Am Abend werde ich noch als letztes, den Epilog nach reichen....
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

(25) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#26

Beitrag von ZH-thai-fun »

Letzter Buchauszug: Epilog zum Buch „Der bewegte HB-Zürich um 1990“

Dieses Buch soll einerseits auf die Vielfältigkeit der Randgruppen hinweisen die in einem derart frequentierten Bahnhof aufeinander treffen. Hier finden sie prostituierte, Strich Jungen, Alkoholiker, Penner, Fixer, Drogen-Dealer, Diebe, Geschäftemacher und vieles andere mehr. Andererseits soll es die Sicherheitslinien aufzeigen die von den SBB verantwortlichen vorgegeben und von den beauftragten Sicherheits-Leuten eingehalten und durchgesetzt werden müssen.

Täglich zirkulieren um 1990 ca. 250 bis 300tausend Passanten durch den Hauptbahnhof Zürich. In der gleichen Zeit patrouillieren stets 2-4 Bewacher in demselben Bahnhof. Das heißt ca. 70'000 Personen sehen einen Bewacher während seiner Arbeits-Schicht. Ich behaupte, nicht viele wissen was diese Bewacher für Aufgaben zu erfüllen haben.

Legt ein S-Bahn Patrouille eine Zeitung unter "müde" Beine auf der Stoffbezogenen Sitz-Bank, sehen die "Betroffenen" einen Bullen! Rennen 2 Bewacher durch die Hallen denken die meisten Leute die wollen sicher irgendwo einer Person habhaft werden.

Richtig aber ist, über Funk wird ein Brandalarm gemeldet. Um die ersten Sofortmassnahmen zu treffen muss möglichst rasch erkundigt werden. Dadurch rettet man möglicherweise Leben. Verweisen die Bewacher einen Musiker aus dem Bahnhof so denkt der Passant, "haben die nichts schlaueres zu tun?" Falsch, es gibt sehr viele Vorschriften die zur Sicherheit der Leute da sind. Bei einer Evakuation im Ernstfall könnte eine Personenansammlung sehr gefährlich werden. Usw.

Mit diesem Buch will ich zeigen, dass die Sicherheit eines solch Grossen Betriebes nicht allein darin besteht Personen direkt zu beschützen. Eine ebenso wichtige Aufgabe besteht in der Kenntnis der vielseitigen technischen Anlagen die zur Sicherheit der Passanten meist unsichtbar vorhanden sind und das sie diese auch bedienen zu können.

Es liegt mir am Herzen aufzuzeigen wie der Beruf Bewacher oder Sicherheitsagent oft unterschätzt wird. Die Überwachung des Hauptbahnhofs Zürich ist schweizerisch gesehen zu dieser Zeit Der Baustellen und der "Drogenhölle Zürichs sehr anspruchsvoll und vielseitig. Ich möchte mit diesem Buch dazu beitragen, dass der Beruf Bewacher vom BIGA (endlich mal) anerkannt wird. Ebenso fordere ich Eidgenössische Richtlinien und Auflagen für selbstständige Sicherheits-Firmen.

Das Buch soll auch informieren über das geschehen das in einem Gross-Bahnhof. So auch über die 2jährige Einführung-Phase der Bahn-Polizei, dessen Chef ich ausgerechnet in der Zeit der grössten Unruhen und des Drogen-Elendes in und um einen Bahnhof Weltweit, auch noch war! Ich behaupte. Ein Bewacher der ein Jahr zwischen 1989 und 1994 in einem solchen Großobjekt dienst geschoben hat nimmt eine Erfahrung auf seinen Lebensweg mit die ihm kein Lehrstuhl der Schweiz hätte vermitteln können.

Als ehemaliger Vorgesetzter (Kader) einer solchen Mannschaft glaube ich in dieser Bahnhofs Ära genug erlebt und erfahren zu haben um dieses Buch Sach und Fachgerecht sowie auch interessant und mit erhobenem Zeigfinger gestalten zu können.

Es waren düstere Zeiten. Wenn nun mit den Neubauten diese düsteren Zeiten zu Ende gehen, werden auch einige düstere Gestalten im Bahnhof keine Zukunft mehr haben.


Bild Umschlag-Bild hinten.

-----------------------------------------

Epilog und Zusammenzug aller meiner persönlicher Erfahrungen, Eindrücken und Gefühlen, aus „der bewegten Zeit im HB-Zürich um 1990“.

Aus meiner ersten Dimension, von Familie bis Arbeit, Gesellschaft und dem Mein heraus,
habe ich das Leben der zweiten Dimension, von Glück bis Unglück so Zufall und Sein erlebt,
ahne nun was in dritter Dimension, von Himmel bis Hölle, bei Mensch und Schein geschieht.
Frei nach thai.fun

Ende und danke nochmals für die PNs an mich.... ;)
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
ZH-thai-fun
Beiträge: 10116
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

Re: Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.f

#27

Beitrag von ZH-thai-fun »

Ja, da nützt der aufwändigste und beste Krimi nichts, wenn er im falschen Sender läuft... :-?
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

drfred
Administrator
Beiträge: 4465
Registriert: Fr 4. Okt 2013, 15:59

Re: Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.f

#28

Beitrag von drfred »

besten dank für die kurzweiligen anektoten! eignen sich hervorragend als pausenlekture im büro.
Benutzeravatar

SomTam
Beiträge: 1078
Registriert: Sa 2. Nov 2013, 13:18
Wohnort: Zwösche Züri o Bärn

Re: Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.f

#29

Beitrag von SomTam »

@ZH-thai-fun vielen Dank für den interessanten Einblick was am HB in dieser Zeit so lief. Wahrscheinlich würde es mehrere Bücher füllen können mit den Anekdoten, der Arbeit des Sicherheitsdienst. Hat der Junge Mitarbeiter die vermeintliche neue Freundin geheiratet? :ironie:
Mit dem zusätzlichen Link vom Tagi, kann man sich ein sehr gutes Bild machen, was am HB so ablief. Natürlich nur, wenn man weiss wo der Platzspitz und der HB in Zürich liegen ;)

Thanks :ymapplause:
Es Grüsst
SomTam

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
Albert Einstein
Benutzeravatar

tom
Administrator
Beiträge: 25806
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:31
Wohnort: Bern

Re: Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.f

#30

Beitrag von tom »

Auch von mir besten Dank für die tollen Geschichten. Es hat mich ein paar Mal gejuckt etwas zu fragen oder ein Kommentar zu schreiben. Doch dann habe ich mich an Deine Aussage im Eingangsposting erinnert:
Bitte nur kurze Kommentare und keine anderen langen Geschichten hier dazwischen pflanzen!
Und gut hast Du dies so geschrieben, denn meine Fragen und Kommentare sind mit den Nachfolgepostings von Dir meist mehr als beantwortet worden.

Gruss Tom
Antworten

Zurück zu „DACH & die Welt“ | Ungelesene Beiträge