Keine Waffenexporte wegen Konflikt

Benutzeravatar

Themen Starter
Michaleo
Administrator
Beiträge: 24881
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:49
Wohnort: Bern und Udon Thani

Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#1

Beitrag von Michaleo »

Am 14.9.18 hat die NZZ die schweizerischen Waffenexporte nach Thailand erwähnt: NZZ über den Konflikt im Süden
Thailand ist der breiten Öffentlichkeit eher als Ferienparadies denn als Bürgerkriegsland bekannt. Im Süden herrscht jedoch ein kaum beachteter Konflikt zwischen einer Minderheit und der Zentralregierung. Das Seco bestätigt auf Anfrage, dass es die Praxis für Thailand Anfang 2017 verschärfte, im Einvernehmen mit dem Aussendepartement (EDA). Das Land erhält damit vorerst kein weiteres Kriegsmaterial aus der Schweiz. Ausnahmen gibt es lediglich für Ersatzteile für früher bewilligte Lieferungen – also auch für Fliegerabwehrsysteme. Dass diese gegen die Bevölkerung eingesetzt würden, sei technisch ausgeschlossen, heisst es beim Seco.
Offenbar wird erwogen, das Waffenexportverbot nach Thailand zu lockern.
Freundliche Grüsse L-)
Benutzeravatar

Themen Starter
Michaleo
Administrator
Beiträge: 24881
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:49
Wohnort: Bern und Udon Thani

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#2

Beitrag von Michaleo »

Wie seht Ihr das mit den Waffenexporte nach Thailand?

Darf die Schweiz mit ihrer humanitären Vergangenheit und der Aufgabe als internationalen Mediatorin in Genf überhaupt?
Oder ums Himmelswillen nicht?
Sind die Waffenexporte wirtschaftlich überlebenswichtig für die Schweiz?
Oder gibt es für sie eher am Rand einen Platz im Bewusstsein der Tellensöhne, der eh bald vergessen geht?
Freundliche Grüsse L-)
Benutzeravatar

thedi
Beiträge: 4978
Registriert: Do 3. Okt 2013, 09:55
Wohnort: Bankok, Manchakiri bei Khon Kaen

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#3

Beitrag von thedi »

Michaleo hat geschrieben:
Mo 17. Sep 2018, 22:24
Sind die Waffenexporte wirtschaftlich überlebenswichtig für die Schweiz?
Jeder der eine Aktie von einer Waffenschmiede hat, sieht das anders als ich - der keine hat. Die grösste Pensionskasse der Schweiz - PUBLICA - von deren Investitions-Erfolgen auch meine Rente abhängt und in der das gesamte Bundespersonal versichert ist, hat letztes Jahr sämtliche Aktien von Waffenschmieden wie Ruag verkauft und sich verpflichtet, von solchen Betrieben nie mehr Aktien mehr zu kaufen.

Als ich das in der Zeitung las, war ich begeistert und machte etwas was ich sonst kaum je mache: ich gab ein positives Feedback an die Leitung der PUBLICA. Offensichtlich gab es wenig davon, denn ich bekam ein paar Tage später eine persönliche Antwort zugemailt. Sie hätten sich an einem Management-Meeting über meine Reaktion gefreut.

Michaleo hat geschrieben:
Mo 17. Sep 2018, 22:24
Wie seht Ihr das mit den Waffenexporte nach Thailand?
Ich bin nicht nur Gegner von Waffenexporten sondern auch noch der Meinung, dass man in der Schweiz die Armee abschaffen sollte. Einerseits weil sie nicht gebraucht wird und anderseits weil sie zu stümperhaft ist. Ich sehe kein Szenario in dem diese Armee etwas nützen könnte. Aussert man hätte Aktien oder andere wirtschaftliche Interessen - und seien das nur Hoffnungen auf Gegengeschäfte.

Mit meiner Haltung gehöre ich zu einer kleinen, unbedeutenden Minderheit. Für fast alle meine Freunde und Bekannten in der Schweiz ist die Armee eine heilige Kuh. Das muss meiner Meinung nach an ihren Genen liegen, denn am Verstand kann es nicht .... OK, lassen wir das - viele von den Lesern hier sehen die wehrhafte Schweiz vielleicht auch so heroisch wie die grosse Mehrheit in der Schweiz.

Ich glaube nicht, dass man die Welt befrieden kann indem man den "Guten" Waffen zu ihrer Verteidigung gibt. Einerseits ist es eine Frage des Standpunktes wer die "Guten" sind - auch IS Kämpfer sind aus ihrer Sicht die Guten. Anderseits ist das mit der Verteidigung auch nie klar: verteidigen sich die Juden oder die Palestinenser? Wer ist Aggressor, wer verteidigt im Jemen, in Venezuela, Philippinen, Afghanistan, USA und und und?

Meine Meinung ist: die Schweiz soll sich neutral verhalten. Alles was gefährlicher als ein Küchenmesser ist darf nicht exportiert werden. Auch nicht in die friedliebenden Verteidiger der abendländischen Kultur wie USA oder in die Bundesrepublik. Und auf keinen Fall sollen Schweizer Soldaten zur Befriedung in Konfliktgebiete geschickt werden.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
Benutzeravatar

tom
Administrator
Beiträge: 25915
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:31
Wohnort: Bern

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#4

Beitrag von tom »

Ich bin ganz klar für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten. Nicht nur weil ich der Meinung bin dass es in der Schweiz viel wichtigere und gescheitere Wirtschaftszweige gibt, sondern auch dass die RUAG, einer der 4 grössten Kriegsmaterial-Exporteuren in der Schweiz, sich zu 100% im Besitz des Bundes befindet. Dass ein Land neutral sein möchte und dann selber Kriegsmaterial exportiert, ist schlicht heuchlerisch.

Somit erübrigt sich auch eine Antwort von mir zu den Exporten nach Thailand...

Gruss Tom
Benutzeravatar

Themen Starter
Michaleo
Administrator
Beiträge: 24881
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:49
Wohnort: Bern und Udon Thani

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#5

Beitrag von Michaleo »

tom hat geschrieben:
Di 18. Sep 2018, 07:55
Somit erübrigt sich auch eine Antwort von mir zu den Exporten nach Thailand...
Nein, die erübrigt sich nicht, sondern Du sagst, dass Du dagegen bist, allerdings nicht wegen Thailand, sondern wegen der Schweiz.

@Thedi: :ymapplause: für Deine klare Stellungnahme gegen die Armee.
Freundliche Grüsse L-)
Benutzeravatar

tom
Administrator
Beiträge: 25915
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:31
Wohnort: Bern

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#6

Beitrag von tom »

Michaleo hat geschrieben:Ich bin ganz klar für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten.
Was soll ich dazu noch mehr sagen? :)

Gruss Tom
Benutzeravatar

drfred
Administrator
Beiträge: 4477
Registriert: Fr 4. Okt 2013, 15:59

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#7

Beitrag von drfred »

aus neutralitätspolitischer sicht könnte man aber auch das argument anführen, dass wir durchaus in der lage sein sollten unsere eigenen waffen herzustellen und diese nicht von anderen zu kaufen und uns somit in ihre abhängikeit zu begeben und mit dem kauf ein anderes land/lager zu unterstützen. um dieses know-how aufrecht zu erhalten muss es genutzt und am leben gehalten werden (gilt auch auch für eine kern-armee). hierfür wiederum ist eine produktive(!) rüstungsindustrie nötig.

mmn darf man dann befreundeten staaten durchaus auch diese waffen verkaufen. ein nichtverkauf könnte als misstrauensvotum aufgefasst werden.

und zu guter letzt das (ethisch fragwürdige) argument: pecunia non olet oder "wenn wir es ihnen nicht verkaufen, macht halt ein anderer das geschäft."

ich bin etwas hin- und hergerissen, tendiere aber dazu, dass wir uns einen hohen moralischen standart leissten können/sollen und daher auf das ein und andere gute geschäft verzichten können. wo die grenze zu ziehen ist, überlasse ich dem seco resp. dem bundesrat.
Benutzeravatar

ZH-thai-fun
Beiträge: 10161
Registriert: So 27. Okt 2013, 11:16
Wohnort: Nur noch Zürich

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#8

Beitrag von ZH-thai-fun »

tom hat geschrieben:
Di 18. Sep 2018, 07:55
Ich bin ganz klar für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten.
... ich wanke. Vielleicht weil ich ein, laut Mama, Kriegskind (1945 geb.) bin.
Und da steckt noch immer der Satz in meinem Hirn.
Hitler sagte, "die Schweiz das kleine Stachelschwein nehmen wir auf dem Rückweg ein"!

Wir blieben damals deswegen verschont. Nein wir bereicherten uns sogar am ganzen ...

Ob das heutzutage auch so wäre ist eine andere Diskussion ( bis zum nächsten Krieg) die seit ex-Jugoslawien die Frage "Schweiz ohne Armee" bei mir noch mehr auf die haben Seite auf der Waage schiebt.
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
Benutzeravatar

Themen Starter
Michaleo
Administrator
Beiträge: 24881
Registriert: Mo 30. Sep 2013, 21:49
Wohnort: Bern und Udon Thani

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#9

Beitrag von Michaleo »

ZH-thai-fun hat geschrieben:
Di 18. Sep 2018, 14:35
Wir blieben damals deswegen verschont.
Nein wir bereicherten uns sogar am ganzen ...
Vielleicht war das der wirkliche Grund, dass die Schweiz verschont wurde...
Nicht nur die vermögenden Juden, sondern auch die vermögenden Deutschen haben wohlweislich ihr Kapital in die Schweiz verschoben. Wenn die Nationalsozialisten die Schweiz erobert hätten, wäre dieses Geld verloren gewesen.
Freundliche Grüsse L-)
Benutzeravatar

thedi
Beiträge: 4978
Registriert: Do 3. Okt 2013, 09:55
Wohnort: Bankok, Manchakiri bei Khon Kaen

Re: Keine Waffenexporte wegen Konflikt

#10

Beitrag von thedi »

Das sind Spekulationen. Es tönt für mich aber glaubhaft, dass die Schweiz, hätte sie damals gar keine Armee gehabt, von Nazi-Deutschland besetzt worden wäre. So wie Österreich oder Luxemburg.

Aber das tut nichts zur Sache. In Europa gibt es kein Nazi-Deutschland mehr. Europa ist friedlich. Wenn sich das ändern würde, wäre eine Besetzung das kleinere Übel als ein Krieg mit anschliessender Besetzung. Wir haben nicht mehr 1939, sondern 2018. Die Situation hat sich grundlegend geändert. Die Stachelschwein-Bunker-Mentalität ist realitätsfremd.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
Antworten

Zurück zu „Südthailand“ | Ungelesene Beiträge